In der neuesten Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 5. März 2024, Aktenzeichen 3 StR 389/23, ging es um eine signifikante rechtliche Auseinandersetzung, die die Einziehung von Vermögenswerten betrifft, die im Zusammenhang mit der Beihilfe zum Handel von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge standen.
Die Revision betraf speziell die Einziehung der Vormerkung zur Sicherung des Anspruchs auf Übertragung des Eigentums eines umfangreich genutzten Grundstücks, welches für den Betrieb einer Cannabis-Plantage verwendet wurde.
Sachverhalt
Der Einzelfall drehte sich um den Geschäftsführer eines Unternehmens, der als Einzelvertretungsberechtigter ein bebautes Grundstück erwarb, auf dem später eine Cannabis-Plantage betrieben wurde.
Die BGH-Entscheidung hebt hervor, dass die Einziehung der Vormerkung, also der rechtlichen Sicherung für den Erwerb des Grundstücks, nicht den rechtlichen Anforderungen entsprach. Besonders interessant ist hierbei der Aspekt der Verhältnismäßigkeit der Einziehung, die im ersten Gerichtsverfahren nicht ausreichend berücksichtigt wurde.
Kritische Würdigung der Verhältnismäßigkeit
Der BGH bemängelte insbesondere, dass das Landgericht nicht alle relevanten Umstände in seine Überlegungen zur Verhältnismäßigkeit einbezogen hat. Die Tatsache, dass die Cannabis-Plantage nur einen kleinen Teil des Grundstücks ausmachte und andere Teile des Grundstücks weiterhin gewinnbringend genutzt wurden, hätte in die Entscheidungsfindung stärker einfließen müssen. Ebenso war der Erwerb des Grundstücks durch die Einziehungsbeteiligte vor dem Beginn der illegalen Nutzung nicht hinreichend als fernliegend betrachtet worden.
Die Rolle des Geschäftsführers
Interessant ist auch die Rolle des Geschäftsführers, der in diesem Fall nur als Gehilfe verurteilt wurde. Die Tatsache, dass er „nur“ Beihilfe geleistet hatte und nicht Haupttäter war, hätte bei der Beurteilung der Schwere seiner Tat eine Rolle spielen sollen. Dies wirft wichtige Fragen zur individuellen Verantwortung und zur Angemessenheit der Sanktionen auf, insbesondere im Kontext der Unternehmensverantwortung.
Lehren für die Praxis
Diese Entscheidung unterstreicht die Bedeutung einer sorgfältigen und umfassenden Prüfung aller relevanten Umstände bei der Anordnung von Vermögenseinziehungen. Sie mahnt zur Vorsicht bei der rechtlichen Bewertung von Unternehmensentscheidungen, die später zu strafrechtlichen Konsequenzen führen können. Für die rechtliche Praxis bedeutet dies, dass bei der Einziehung von Vermögenswerten stets eine detaillierte Prüfung der Verhältnismäßigkeit erforderlich ist, um eine gerechte Entscheidung zu gewährleisten.
Die BGH-Entscheidung stellt somit einen wichtigen Anwendungsfall dar, der die Notwendigkeit einer ausgewogenen und gerechten Rechtsprechung in Fällen der Vermögenseinziehung betont. Sie verdeutlicht, dass auch bei schweren Straftaten wie dem Drogenhandel eine differenzierte Betrachtung des Einzelfalls unerlässlich ist.
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