Klage im Arbeitsprozess muss klar formuliert sein

In einem kürzlich ergangenen Urteil des Arbeitsgerichts Hamburg (3 Ca 42/23) wurde die eines ehemaligen Senior Managers gegen sein früheres Unternehmen, eine Unternehmensberatung, abgewiesen. Der Kläger forderte Auskünfte über sein Gehalt sowie die Zahlung eines variablen Gehaltsbestandteils für das Jahr 2022, das auf individuellen und unternehmensbezogenen Leistungsfaktoren beruhte.

Sachverhalt

Der Kläger war bis Ende 2022 bei der Beklagten beschäftigt und erhielt neben einem Grundgehalt einen leistungsorientierten variablen Gehaltsbestandteil, der auf der Erreichung bestimmter Unternehmensziele basierte. Nach Beendigung seines Arbeitsverhältnisses stritt er mit seinem ehemaligen Arbeitgeber darüber, ob die Ziele erreicht wurden und ob er entsprechend zusätzlich vergütet werden sollte .

Rechtliche Analyse

Das wies die Klage aus mehreren Gründen ab. Zunächst wurde festgestellt, dass der Kläger keinen Anspruch auf die nachgeforderten Zahlungen hatte, da die Klage hinsichtlich des Auskunftsanspruchs über den erreichten Unternehmenserfolg und die daraus resultierenden variablen Gehaltsbestandteile als unzulässig und unbegründet angesehen wurde. Der Kläger konnte nicht ausreichend darlegen, dass die Zielvorgaben unabhängig von den wirtschaftlichen Ergebnissen des Unternehmens erfüllt wurden. Zudem war die Klage hinsichtlich des Auskunftsanspruchs über die individuellen Leistungsfaktoren unzulässig, da sie nicht hinreichend bestimmt formuliert war.

Weiter ging es um die Präzisierung des Streitgegenstandes, die für die Zulässigkeit einer Klage wesentlich ist. Das Gericht stellt fest, dass die Klage insofern unzulässig ist, als der Kläger nicht hinreichend deutlich macht, auf welchen Sachverhalt er sein Begehren stützt. Insbesondere wird kritisiert, dass der Kläger sein Begehren auf unterschiedliche Lebenssachverhalte stützte, ohne ein Rangverhältnis zwischen diesen darzulegen. Dies führte zur Unzulässigkeit der Klage, da das Gericht nicht erkennen konnte, worauf die Parteien ihr Anliegen stützen.

Das Gericht erklärte weiter, dass ein Klageantrag grundsätzlich hinreichend bestimmt sein muss, um den Rahmen der gerichtlichen Entscheidungsbefugnis abzustecken, Inhalt und Umfang der materiellen Rechtskraft der begehrten Entscheidung zu erkennen zu geben, das Risiko eines Unterliegens des Klägers nicht durch vermeidbare Ungenauigkeit auf den Beklagten zu verlagern und eine Zwangsvollstreckung aus dem Urteil ohne Fortsetzung des Streits im Vollstreckungsverfahren zu ermöglichen. Diese Anforderungen waren im vorliegenden Fall nicht erfüllt, was zur Unzulässigkeit der Klage beitrug.

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Fazit und Auswirkungen

Dieses Urteil verdeutlicht die Bedeutung klar definierter Vertragsbedingungen und die Notwendigkeit für , ihre Ansprüche präzise zu formulieren, um in gerichtlichen Auseinandersetzungen erfolgreich zu sein. Es zeigt auch, dass Unternehmen, die variable Vergütungssysteme anbieten, klare und nachvollziehbare Kriterien für die Auszahlung solcher Boni festlegen müssen, um rechtliche Streitigkeiten zu minimieren. Für Arbeitnehmer resultiert daraus die Notwendigkeit, sich über die genauen Bedingungen ihrer Vergütungsvereinbarungen im Klaren zu sein und diese gegebenenfalls rechtlich überprüfen zu lassen.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften.

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