EUROPOL vs. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung

Ganz aktuell wurde von Europol unter Verweis auf die „europäischen Polizeichefs“ eine deutliche Stellungnahme zur Einführung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung durch Technologieunternehmen wie Meta abgegeben. Diese Form der Verschlüsselung verhindert, dass außer den Kommunikationsteilnehmern jemand anderes, einschließlich der Plattformbetreiber, Zugang zu den Inhalten der Nachrichten hat. Und sie ist immer wieder Ziel von Bestrebungen von Ermittlern, hier Löcher in den Schutz zu bohren.

Was bedeutet Ende-zu-Ende-Verschlüsselung?

Ende-zu-Ende-Verschlüsselung ist eine Technologie, die sicherstellt, dass Nachrichten während der Übertragung vom Sender zum Empfänger verschlüsselt und nur von diesen entschlüsselt werden können. Dies erhöht die Privatsphäre und Sicherheit der Nutzer, hat jedoch auch bedeutende Implikationen für die Durchsetzung von Gesetzen.

Bedenken der Polizei

Die europäischen Polizeichefs äußern „tiefe Besorgnis“ darüber, dass durch die vollständige Implementierung dieser Verschlüsselungstechnologie ihre Fähigkeit untergraben wird, auf Daten von Verdächtigen zuzugreifen und illegale Aktivitäten zu erkennen. Ihre Sorge gilt insbesondere der Verhinderung und Strafverfolgung schwerwiegender Verbrechen wie Kindesmissbrauch, Menschenhandel, Drogenhandel, und Terrorismus.

Die Polizei betont, dass sie bisher in der Lage war, durch die Zusammenarbeit mit Technologieunternehmen zahlreiche Kinder zu schützen und Straftäter zu überführen. Die Einführung der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung könnte diese Errungenschaften gefährden, da sie die Möglichkeiten der proaktiven Identifizierung und der reaktiven Bereitstellung von Informationen an Strafverfolgungsbehörden einschränkt.

Aufruf an Industrie und Regierungen

Die Polizeichefs fordern die Technologieindustrie und die Regierungen auf, Lösungen zu entwickeln, die sowohl die Sicherheit als auch die Privatsphäre der Bürger wahren, ohne die öffentliche Sicherheit zu gefährden. Sie argumentieren, dass es nicht um eine binäre Entscheidung zwischen Sicherheit und Privatsphäre gehen sollte, sondern um die Entwicklung von technischen Lösungen, die Flexibilität sowohl von der Industrie als auch von den Regierungen erfordern.


Fazit

Die Diskussion um Ende-zu-Ende-Verschlüsselung steht im Spannungsfeld zwischen individueller Privatsphäre und öffentlicher Sicherheit. Während die Verschlüsselung dazu beiträgt, die Daten der Nutzer vor unbefugtem Zugriff zu schützen, stellt sie die Strafverfolgungsbehörden vor die Herausforderung, effektiv gegen Kriminalität im digitalen Raum vorzugehen. Die europäischen Polizeichefs sehen in einer angepassten Herangehensweise der Technologieunternehmen und in der Schaffung geeigneter rechtlicher Rahmenbedingungen durch die Regierungen einen möglichen Weg, beide Ziele zu erreichen.

Doch man kann dies auch kritisch sehen und insbesondere die Gefahr für Demokratien sehen, wenn Bürger Sorge haben, nicht mehr geschützt kommunizieren zu können. Der EGMR hat dies längst erkannt und diese Gefahren betont – dass man gleichwohl die Finger von diesem brisanten Thema nicht lassen kann, sollte Besorgnis wecken. Dazu auch ein früherer Beitrag von mir auf LinkedIn.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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