Industrial Metaverse

Das Industrial Metaverse als Erlebnisraum für digitale Zwillinge industrieller Anwendungen eröffnet neue Chancen für die Industrie und stärkt den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Es stellt eine Weiterentwicklung des Internets dar und ist eine Sammlung von unendlich vielen, miteinander verbundenen virtuellen Welten, die speziell auf industrielle Anwendungen ausgerichtet sind. Im Industrial Metaverse können Nutzer in Echtzeit mit physischen Objekten, Prozessen und Umgebungen in einer virtuellen Umgebung interagieren oder reale Umgebungen mit virtuellen Inhalten überlagern.

Industrial Metaverse?

Potenzial für das Industrial Metaverse

Das Industrial Metaverse bietet eine Vielzahl von Anwendungsfällen. Digitale Zwillinge, also digitale Abbilder physischer Objekte, spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie können in verschiedenen Szenarien wie Training, Konstruktion, Wartung, Reparatur und virtuelle Produkttests eingesetzt werden. Diese Anwendungsfälle eröffnen vielfältige Möglichkeiten für die Industrie.

Für die Umsetzung des Industrial Metaverse sind bestimmte technische Voraussetzungen notwendig. Eine offene und interoperable Struktur ist entscheidend, um eine nahtlose Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Komponenten des Metaverse zu ermöglichen. Darüber hinaus müssen die Inhalte dauerhaft verfügbar sein, um eine konsistente Nutzung und Interaktion zu gewährleisten. Viele Anwendungsfälle erfordern die Integration von Echtzeitdaten und wichtige technische Standards und Protokolle sind notwendig, um eine reibungslose Integration und Skalierbarkeit zu ermöglichen.

Der Mehrwert des Industrial Metaverse für Deutschland ist erheblich. Unternehmen können durch die Nutzung virtueller Welten effizienter arbeiten, ihre Produktivität steigern und innovative Lösungen entwickeln. Durch die Kombination mit Automatisierungstechnik und den Einsatz von digitalen Zwillingen können komplexe Prozesse optimiert, Fehler minimiert und Ressourcen eingespart werden. Damit bietet das Industrial Metaverse einen Wettbewerbsvorteil für die deutsche Industrie und positioniert Deutschland als Innovationsführer.

Das Potenzial des Industrial Metaverse ist jedoch nicht auf einzelne Unternehmen beschränkt. Es hat das Potenzial, die gesamte Industrie zu verändern, neue Geschäftsmodelle zu ermöglichen und die ökologische und soziale Nachhaltigkeit in der Industrie voranzutreiben. Durch die virtuelle Simulation und Optimierung von Produktionsprozessen können Ressourcen effizienter genutzt und nachhaltigere Lösungen entwickelt werden. Das Industrial Metaverse fördert die Zusammenarbeit und den Wissenstransfer zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Experten, stärkt das Innovations-Ökosystem und ermöglicht auch Nicht-Experten den Zugang zu Simulationswerkzeugen. Dies trägt dazu bei, dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Industrie entgegenzuwirken.

Rechtliche Herausforderungen für Unternehmen im Industrial Metaverse

Unternehmen, die ihre Geschäftstätigkeit in das Industrial Metaverse verlagern wollen, stehen vor einer Reihe rechtlicher Herausforderungen. Insbesondere die folgenden rechtlichen Aspekte erfordern sorgfältige Überlegungen und Anpassungen, um sicherzustellen und rechtliche Risiken zu minimieren.

Geistiges Eigentum

Die Einräumung von Nutzungsrechten an digitalen Werken und die Vergütung von Urhebern im Metaverse können in der rechtlichen Umsetzung praktische Probleme bereiten. So bedarf es derzeit vertraglicher Konstruktionen, um den Verkauf eines NFT mit den entsprechenden Lizenzen zu verknüpfen. Zudem stellt sich die Frage, ob und wie virtuelle Güter markenrechtlich geschützt werden können.

Arbeitsrecht

Die Einhaltung arbeitsrechtlicher Vorschriften muss auch im Metaverse kontrolliert werden. Dabei können das Recht des zentralen Plattformbetreibers, das Herkunftsland des Mitarbeiters, spezielle Nutzungsverträge oder internationale Abkommen das geltende Arbeitsrecht beeinflussen. Es besteht die Gefahr, dass die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen, wenn sich Beschäftigte auch nach Feierabend im Metaverse aufhalten. Andererseits ist gerade in Deutschland zu beachten, dass der Betriebsrat informiert werden muss oder sogar Mitbestimmungsrechte hat.

Lauterkeitsrecht

Unternehmen müssen die Einhaltung lauterkeitsrechtlicher Vorschriften prüfen, insbesondere im Hinblick auf die internationale Zuständigkeit für wettbewerbsrechtliche Streitigkeiten. Bei lauterkeitsrechtlichen Verstößen im Metaverse ist auf den Erfolgsort abzustellen, der dort liegt, wo die wettbewerblichen Interessen der Parteien aufeinandertreffen.

Plattformregulierung

Mit dem Digital Services Act (DSA) und dem Digital Markets Act (DMA) hat die EU ein umfassendes Regelwerk für digitale Plattformen geschaffen, das die Grundrechte der Nutzer im digitalen Raum schützen soll. Unternehmen müssen prüfen, ob ihre Dienste im Metaverse unter diese Regelungen fallen.

Anwendungsmöglichkeiten für das Industrial Metaverse

Das Industrial Metaverse bietet zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten, die speziell auf Industrie und Wirtschaft ausgerichtet sind. Verschiedene Branchen können davon besonders profitieren:

  1. Aus- und Weiterbildung: Digitale Zwillinge von Anlagen können unter simulierten Bedingungen für Aus- und Weiterbildungszwecke genutzt werden, ähnlich einem Flugsimulator. Diese digitalen Zwillinge ermöglichen die Erstellung, Manipulation und das Testen von 3D-Modellen von Produkten, Komponenten, Prozessen und Maschinen in einer virtuellen Umgebung und können auch für Wartung, Reparatur, Test, Konstruktion, Planung und virtuelles Prototyping verwendet werden.
  2. Effizienz, Produktivität und Qualität: Durch das Industrial Metaverse können Unternehmen ihre Effizienz, Produktivität, Ausfallsicherheit und Qualität verbessern, was wirtschaftliche Vorteile über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg verspricht.
  3. Training für ungewöhnliche oder kostspielige Szenarien: Insbesondere in der Industrie können Mitarbeiter für ungewöhnliche oder kostspielige Szenarien geschult werden, auch unter Anleitung von Experten aus der Ferne.
  4. Zusammenarbeit: Das Industrial Metaverse ermöglicht die Zusammenarbeit von Teams in Echtzeit, unabhängig von ihrem physischen Standort. Dies fördert die Verbesserung von Arbeitsprozessen und die Effizienz der Zusammenarbeit.
  5. Telearbeit und -besuche: Unternehmen können und Reisekosten sparen, indem sie ihre Mitarbeiter weltweit virtuell zusammenbringen. Fernbegehungen und -inspektionen sind in virtuellen Umgebungen möglich, was die Effizienz und Kosteneffektivität steigert.
  6. Planung und Inbetriebnahme von Produktionsanlagen: Mit Hilfe von AR-Anwendungen können virtuelle Abbilder neu geplanter Anlagen in bestehenden Produktionsumgebungen erstellt werden, um potenzielle Planungsfehler frühzeitig zu erkennen.
  7. Einbindung der Nutzer: Unternehmen können digitale Zwillinge ihrer Produkte oder Dienstleistungen nutzen, um diese mit zukünftigen Nutzern in virtuellen Umgebungen zu testen und zu optimieren.
  8. Entscheidungsfindung durch Echtzeit-Datenanalyse mit KI: Unternehmen können physikbasierte Simulationen durchführen, um komplexe Zusammenhänge visuell zu erfassen und die Entscheidungsfindung zu unterstützen.
  9. Supply Chain Management: Das Management von Lieferketten in virtuellen Umgebungen kann helfen, den Status von Waren und Materialien in Echtzeit zu verfolgen und Engpässe und Probleme frühzeitig zu erkennen.
  10. Vorausschauende Wartung: Die Wartung von Maschinen und Anlagen kann auf der Vorhersage des Wartungsbedarfs basieren, was eine bedarfsgerechte Wartung ermöglicht und Kosten spart.
  11. Virtuelle Betriebsprozesse: Diese ermöglichen die Erstellung komplexer Betriebsszenarien und -simulationen und unterstützen die Optimierung von Prozessen in Produktion, Logistik und Instandhaltung.
  12. Marketing und Vertrieb: Virtuelle Welten dienen als Plattformen für Marketing- und Vertriebsaktivitäten, um Produkte und Dienstleistungen zu präsentieren und mit Kunden zu interagieren.
  13. Aus- und Weiterbildung in sicherheitskritischen Bereichen: So können z.B. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der chemischen Industrie geschult werden, ohne dass ein reales Risiko besteht.
Industrial Metaverse: Rechtsanwalt Ferner zum Industrial Metaverse

Das Industrial Metaverse bietet Chancen – und Risiken. Vor allem im Geschäftsgeheimnisschutz, bei Schutzrechten und im Arbeitsrecht bieten sich zahlreiche Themenfelder.

Risiken für Unternehmen im industrial Metaverse

Die (Weiter-)Entwicklung von Produkten im industrial Metaverse geht mit konkreten Risiken einher:

  1. Datenlecks und Cyberangriffe: Da das Industrial Metaverse stark auf digitalen Technologien basiert, besteht das Risiko von Datenlecks oder Cyberangriffen. Sensible Informationen könnten durch Hacking, oder andere Formen von Cyberkriminalität kompromittiert werden.
  2. Unzureichende Datensicherung: In einer digitalen Umgebung wie dem Metaverse ist es entscheidend, effektive Sicherheitsprotokolle und Verschlüsselungstechniken zu implementieren, um die Integrität und Vertraulichkeit von Geschäftsgeheimnissen zu wahren.
  3. Unklarheiten im geistigen Eigentum: Die Frage, wem geistiges Eigentum in einer virtuellen Umgebung gehört, kann komplex sein, insbesondere wenn es um gemeinsam entwickelte oder modifizierte Produkte geht.
  4. Mangelnde Kontrolle über Verbreitung: Informationen und Daten, die im Metaverse geteilt werden, können leicht repliziert und verbreitet werden, was die Kontrolle über Geschäftsgeheimnisse erschwert.
  5. Rechtliche Unsicherheiten: Das Fehlen klarer rechtlicher Rahmenbedingungen für das Metaverse kann es für Unternehmen schwierig machen, ihre Rechte durchzusetzen und Geschäftsgeheimnisse zu schützen.

Um diese Risiken zu minimieren, sollten Unternehmen robuste Sicherheitsprotokolle einführen, sich über rechtliche Verpflichtungen im Klaren sein und möglicherweise rechtlichen Rat einholen, um ihre Interessen im Metaverse zu schützen.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften.

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