Klage erhalten? In diesem umfangreichen Beitrag erhalten Sie Informationen dazu, wie Sie sich bei Erhalt einer Klage verhalten können. Sie als Empfänger einer Klage sollten ruhig bleiben bzw. ruhig werden: Hektik ist fehl am Platze und schafft nur größere Probleme. Ein strukturiertes Vorgehen dagegen sichert alle Optionen. Beachten Sie zu dem Thema auch den Beitrag Mahnbescheid erhalten, einstweilige Verfügung erhalten und Anklage erhalten.
Wenn Sie eine Klage erhalten haben, wird das – sofern die Klage nicht von Ihnen ohnehin erwartet wurde – für Sie erst einmal sehr unangenehm sein. Schnell kommen auch Sorge oder gar Panik auf, was aber unnötig ist. Auch wenn eine Klage mit einem Kostenrisiko (für alle Beteiligten!) verbunden ist und in jedem Fall eine Art „Eskalation“ darstellt, so ist sie am Ende doch nur das Bemühen um eine endgültige Klärung. Im Folgenden finden Sie Hinweise dazu, was es bedeutet, wenn Sie eine Klage erhalten haben.
Klage erhalten: Wir helfen!
Unsere Kanzlei hilft im Bereich der Klageabwehr – wenn Sie als eine Klage im Arbeitsrecht, IT-Recht, Datenschutzrecht oder Medienrecht inkl. Wettbewerbsrecht erhalten haben und im Raum Aachen, Köln, Düsseldorf nach anwaltlicher Unterstützung suchen, kontaktieren Sie uns
Klage erhalten: Ist es wirklich eine Klage?
Sie müssen als Erstes klären, was Sie da wirklich erhalten haben, also ob es wirklich eine Klage ist, die Ihnen zugestellt wurde. Laien verwechseln etwa schnell eine Strafanzeige oder Abmahnung mit einer zivilrechtlichen Klage. Auch wenn alles gleich unangenehm ist, so sind es doch sehr verschiedene Vorgänge, die auch sehr unterschiedliche Aktionen erfordern. Lesen Sie daher sehr genau.
Wenn es sich um eine zivilrechtliche Klage handelt, ist eine Klageschrift beigefügt. Sollte dagegen ein „gerichtlicher Mahnbescheid“ zugestellt sein (den verschickt das Gericht), eine Abmahnung vorliegen (die kommt regelmäßig vom Anwalt, jedenfalls nicht vom Gericht) oder die Polizei anschreiben, dann lesen Sie unten bei den entsprechenden Links.
Klage erhalten: Als Erstes die Fristen klären
Wenn eine Klage vorliegt, klären Sie als Erstes die Fristen. Die Klage kam innerhalb Deutschlands mit einem gelben Umschlag, auf dem das Zustelldatum notiert ist. Den heben Sie zwingend auf! Bei einer Zustellung im europäischen Ausland wird normalerweise per Übergabe-Einschreiben zugestellt, notieren Sie dann sofort das Datum, zu dem Sie das Schreiben erhalten haben.
Das Anschreiben hat dann zwei Teile: Einmal einen gerichtlichen Teil und dann hinten die beigefügte und vom Gegner verfasste Klageschrift. Der gerichtliche Teil ist hier nun am wichtigsten, diesen lesen Sie genau. Irgendwo hier steht eine Frist. Häufig wird ein sogenannten „schriftliches Vorverfahren“ angeordnet und es gibt eine 2-wöchige Frist zur Verteidigungsanzeige. Seltener gibt es einen frühen ersten Termin, dann wird eine Frist zur Einlassung/Klageerwiderung gesetzt. Gleich welche Frist: Diese laufen immer ab Zustellung des Briefes (siehe oben). Sie werden innerhalb der Fristen in jedem Fall in irgendeiner Form reagieren bzw. sich entscheiden müssen, also darauf achten. Zwingend!
Klage beim Landgericht? Anwaltszwang!
Das nächste Problem: Wenn es um einen Streitwert von mehr als 5.000 Euro geht, gehört die Klage zum Landgericht – und hier herrscht Anwaltszwang. Das bedeutet, Sie müssen sich zwingend von einem Anwalt vertreten lassen – wenn Sie selber schreiben, ist das so, also würde man sich gar nicht an das Gericht wenden. Fangen Sie in diesem Fall sofort an, nach einem Anwalt zu suchen!
Klage erhalten? Informieren Sie sich frühzeitig – es ist keine schlichte Werbung, wenn wir sagen: Sie brauchen einen Anwalt! Sie beherrschen im Zweifelsfall weder die Regeln des zivilprozessualen Vortrags noch wissen Sie, wie man Beweise anbietet – man kann Zivilprozesse alleine wegen der Formalia verlieren!
Fristen und Präklusion bei einer Klage und Berufung
Das Wort Präklusion wird Ihnen erst einmal nichts sagen; es geht aber um einen wichtigen Aspekt in einem Zivilprozess: Sie müssen, wenn Sie sich verteidigen wollen, Ihren Sachvortrag und die zugehörigen Beweise in prozessual geeigneter Form und innerhalb der vom Gericht gesetzten Fristen vorbringen. Wenn Sie Beweismittel nicht ordentlich benennen oder Fristen versäumen, kann es passieren, dass Sie mit Ihrem Vorbringen präkludiert sind, das heißt auch in einer späteren Berufung nicht mehr damit gehört werden.
Daher ist es enorm wichtig, dass ein solcher Prozess von Anfang an richtig geführt wird: in der Berufung einen vorher verkorksten Zivilprozess zu reparieren ist ein äußerst komplexes und mitunter aussichtsloses Unterfangen.
Klage erhalten: Worum geht es in der Klage?
Wenn Sie dann als Nächstes die Klageschrift lesen, werden Sie verstehen, worum es geht: Was will man von Ihnen. Häufige Klagen sind gerichtet auf Leistung (Herausgabe einer Sache, Zahlung eines Betrages) oder auch Unterlassung. Die Klageschrift erklärt Ihnen, was genau gewollt ist und warum man sich dessen berühmt.
Eine Klage muss sauber geschrieben sein
Wir sehen nicht selten Klagen, die einfach unsauber formuliert sind: Da wird schlicht ins Blaue hinein behauptet und schon aus dem Vortrag selbst heraus kann man „daran fühlen“, dass etwas nicht stimmt. Viele Betroffene versuchen sich dann zu verteidigen und warten auf den Termin bei Gericht, wo man dann mit Aktenordnern aufläuft und über die Sache diskutieren möchte – dann aber sind fast alle Züge schon abgefahren!
Wie oben bei den Fristen erklärt, muss vor dem Termin, im Rahmen der genannten Fristen, sauber reagiert werden. Es muss in der richtigen Form der Tatsachenvortrag des Klägers angegriffen werden, er muss bestritten werden. Dabei genügt nicht immer nur ein einfaches bestreiten, auch hier gibt es von der Rechtsprechung entwickelte Regeln nach denen Bestritten werden muss. Wer einfach nur sagt „das stimmt nicht“ kann im Termin das böse Erwachen erleben, etwa wenn ihm erklärt wird, das Bestreiten sei „nicht substantiiert genug“ gewesen. Die Fragen der Beweislast muss man beherrschen und richtig anwenden, alleine wegen prozessualer Fehler kann ein Prozess verloren werden!
Kostenrisiken bei einer Klage berücksichtigen
Unterschätzen Sie nicht die Kostenrisiken einer Klage – gar nichts tun kann je nach Fall ebenso ein Fehler sein, wie Sie im Fall einer (teilweise) berechtigten Klage zumindest Kosten durch intelligentes prozessuales Verhalten reduzieren können. Daher ist es enorm wichtig, sich nicht blindlings direkt mit einer Verteidigungsanzeige nach einer erhaltenen Klage bei Gericht zu melden, sondern vorher die Optionen sprichwörtlich durchzurechnen.
Mit der Klage zum Rechtsanwalt?
Im Fall einer Klage ist der Rechtsanwalt grundsätzlich sinnvoll. Dies aus folgenden Erwägungen:
- Wenn Sie absolut sicher sind, dass alles, was die Gegenseite schreibt, unberechtigt oder falsch ist und fest davon ausgehen, dass diese verliert, muss diese Ihre ganzen Kosten erstatten – auch die Anwaltskosten.
- Wenn Sie dagegen unsicher sind, werden Sie eine rechtliche Einschätzung zu schätzen wissen. Sollten Sie dagegen glauben, dass ohnehin nichts zu gewinnen ist, wird ein Rechtsanwalt helfen, Kosten einzusparen, die Sie vielleicht ansonsten, aufgrund Ihrer Unwissenheit, unnötig in die Höhe treiben.
- Bedenken Sie: Dabei kann ein Anwalt, der sich mit der Abwehr von Klagen auskennt, mit Verhandlungsgeschick und Spezialwissen, nicht selten auch in scheinbar ausweglosen Situationen doch noch einen brauchbaren Vergleich erarbeiten.
- Sollten Sie gar eine Rechtsschutzversicherung haben, gibt es wohl keinen Grund im Fall einer Klage, von anwaltlicher Hilfe abzusehen. Wer dagegen keine Rechtsschutzversicherung hat und auch noch wenig Einkommen, der ist auch nicht schutzlos, sondern kann Prozesskostenhilfe in Anspruch nehmen.
Bitte unterschätzen Sie nie, wie wertvoll eine fundierte Einschätzung ist, bevor man sich auf die Klage einlässt! Es kann viel unnötiges Geld kosten, wenn man sich aufwändig gegen eine letztlich berechtigte Klage zur Wehr setzt. Viel sinnvoller ist es, sich wirklich sofort nach Erhalt der Klage um einen Rechtsanwalt für die Klageabwehr zu bemühen, der dann die kurze Frist von 2 Wochen nutzt, um einzuschätzen, wie sinnvoll das weitere Vorgehen ist. Ständig unterschätzen Mandanten das, auch weil gerne das eigene Empfinden den sachlichen Blick auf die Lage trübt. Warten Sie nicht bis zum letzten Tag.
Jens Ferner
RechtsanwaltFazit zur Klageabwehr wenn Sie eine Klage erhalten haben
Das Wichtigste für Sie sind erst einmal die Fristen: Ob Sie recht haben oder nicht, Sie können alleine aufgrund der Versäumung von Fristen verlieren! Wie schwierig es für Laien ist, vor Gericht selber Ihre Interessen zu vertreten, habe ich auch bereits geschildert.
- Captagon im deutschen Strafrecht: Ein Überblick - 8. Oktober 2024
- Perfctl: Neue, heimtückische Malware, die Millionen von Linux-Servern bedroht - 7. Oktober 2024
- Datenschutzverstöße durch E-Mail-Weiterleitung: Haftungsrisiken für Geschäftsführer - 6. Oktober 2024