Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD, auch EMCDDA) hat sich mit einer relativ neuen Substanz aus dem „Hanfkomplex“ befasst: Es handelt sich um Hexahydrocannabinol (HHC), das aus Cannabidiol (CBD) synthetisiert wird, das bekanntlich aus Cannabispflanzen (Hanf) mit niedrigem THC-Gehalt gewonnen wird. Nach Angaben der EU-Drogenbehörde ist es das erste halbsynthetische Cannabinoid, über das in der EU berichtet wurde.
Hexahydrocannabinol
Bei Hexahydrocannabinol handelt es sich nicht um eine neue Substanz, sondern um eine bereits 1940 in der wissenschaftlichen Literatur beschriebene Substanz, die vermutlich im Mai 2022 erstmals in Europa in „freier Wildbahn“ entdeckt wurde. Seit Oktober 2022 wird es als neue psychoaktive Substanz (NPS) durch das EU-Frühwarnsystem (EWS) überwacht. Derzeit ist relativ wenig über die Auswirkungen und Risiken des Konsums von HHC bekannt. Ziel des EMCDDA-Berichts ist es nach eigener Aussage, das allgemeine Bewusstsein für den sich rasch entwickelnden Markt für HHC und verwandte NPS zu schärfen und einen ersten maßgeblichen Überblick über das bisher Bekannte zu geben.
Seit dem ersten Nachweis von HHC in Europa wurden zwei weitere CSC, HHC-Acetat (HHC-O) und Hexahydrocannabiphosphorol (HHC-P), auf dem europäischen Drogenmarkt entdeckt. Diese Entwicklungen könnten nach Ansicht der Behörde die erste größere Veränderung auf dem Markt für „legale“ Cannabis-Ersatzprodukte darstellen, seit vor etwas mehr als 15 Jahren Produkte vom Typ „Spice“ (die synthetische Cannabinoid-Rezeptor-Agonisten enthalten) in Europa auf den Markt kamen.
Einer kleinen Anzahl von Laborstudien zufolge scheint HHC weitgehend ähnliche Wirkungen zu haben wie THC, die wichtigste psychoaktive Substanz in Cannabis. Die pharmakologischen und verhaltensbezogenen Wirkungen von HHC beim Menschen sind nicht untersucht worden, obwohl neuere anekdotische Berichte von Konsumenten darauf hindeuten, dass die Wirkungen denen von Cannabis ähnlich sein könnten.
Die gerne gestellte Frage, wie legal Hexahydrocannabinol (HHC) derzeit ist, lässt sich vonb hier aus nicht seriös beantworten; jedenfalls wenn THC mit vorhanden ist, ist es einfach; in allen anderen Fällen wird wohl erst mal das NpSG einschlägig sein, wobei hoch umstritten ist, ob es derzeit davon erfasst ist.
Δ8-Tetrahydrocannabinol (Δ8-THC)
Im Folgenden in diesem Abschnitt zu Δ8-Tetrahydrocannabinol aus dem technischen Report des EMCDDA („HHC technical report, 12-04-2023, Hexahydrocannabinol (HHC) and related substances, dort Seite 10):
Das erste CSC, das im Zuge der Legalisierung von Hanf in den USA auf den Markt kam, war Δ8-THC etwa im September 2019. Das Cannabinoid wird in der Regel in Form von Vapes, besprühten oder mit Cannabinoid versetzten Hanfblättern (bekannt als „Blüten“) und Lebensmitteln (gemeinhin als „Lebensmittel“ bezeichnet) wie Brownies und Süßigkeiten verkauft. Andere Produkte wie Tinkturen werden von einigen Einzelhändlern verkauft.
Kurz nach der Markteinführung häuften sich Berichte über Vergiftungen bei Erwachsenen und Kindern. Im Allgemeinen sind die Auswirkungen der Vergiftungen ähnlich wie bei Cannabis und Δ9-THC. Insgesamt meldeten die US-amerikanischen Giftnotrufzentralen in einem Zeitraum von 14 Monaten zwischen dem 1. Januar 2021(1) und dem 28. Februar 2022 2 362 mutmaßliche Vergiftungen mit Δ8-THC. Davon betrafen 58 % Erwachsene und 41 % pädiatrische Patienten unter 18 Jahren. Insgesamt erforderten 70 % eine Untersuchung in einer Gesundheitseinrichtung, von denen 8 % eine Einweisung in eine Intensivstation nach sich zogen. 45 % der Patienten, die in einer Gesundheitseinrichtung untersucht werden mussten, waren pädiatrische Patienten, was zum Teil auf die Vorsicht der Angehörigen der Gesundheitsberufe aufgrund des jungen Alters der Patienten zurückzuführen sein könnte.
Eine Analyse der Suchanfragen in der Suchmaschine Google deutet darauf hin, dass das Interesse an Δ8-THC in Staaten größer ist, in denen Cannabis weder für den medizinischen noch für den Freizeitgebrauch legalisiert wurde.
Obwohl Δ8-THC gelegentlich auch in Europa nachgewiesen wurde (EBDD, 2022b), scheinen seine Verfügbarkeit und sein Konsum begrenzt zu sein. Der Grund dafür ist unklar, könnte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass Δ8-THC im Rahmen des UN-Übereinkommens von 1971 ausdrücklich erwähnt wird und daher in ganz Europa auf nationaler Ebene kontrolliert werden sollte. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass Δ8-THC unter bestimmten Umständen wahrscheinlich unentdeckt bleibt. Auch die der EBDD gemeldeten Fälle werden wahrscheinlich nicht vollständig erfasst.
Vertrieb von Hexahydrocannabinol
HHC wird offen als Ersatz für Cannabis und THC-haltige Produkte in einer Reihe sehr attraktiver Marken- und Nichtmarkenprodukte verkauft. Dazu gehören Cannabisblüten (Hanf) mit niedrigem THC-Gehalt und Harz, die mit HHC besprüht oder vermischt wurden (sie sehen aus und riechen wie illegales Cannabis), Vape-Pens, E-Liquids und E-Liquid-Kartuschen zur Verwendung in E-Zigaretten sowie Lebensmittel und Öle. In Marketing und Werbung werden häufig Vergleiche mit der Wirkung von Cannabis und THC gezogen.
Seit Oktober 2022 wurden der EBDD über das FWS rund 50 Sicherstellungen von HHC-haltigen Produkten gemeldet, die sich auf etwa 70 kg und fast 100 Liter Material beliefen. Bei den meisten Sicherstellungen handelte es sich um kleine Mengen, doch drei große Sicherstellungen in Italien, Polen und Deutschland deuten auf einen potenziell größeren Handel hin. HHC wurde in den USA offenbar erstmals um September 2021 verkauft. Das Auftauchen von HHC und anderen CSC auf dem US-amerikanischen Drogenmarkt scheint mit den dortigen Gesetzesänderungen zusammenzuhängen.
HHC kann sowohl von Cannabiskonsumenten als auch von neuen Konsumenten konsumiert werden, die von der Wirkung und dem legalen Status von HHC angezogen werden, einschließlich junger und unerfahrener Personen. In einigen Fällen kann der leichte Zugang (z. B. über CBD- und Vape-Shops in Einkaufsstraßen) den Konsum fördern. Verkauft wird es dabei u.a. in Form von Ölen, Vapern und auch Gummibärchen sind aufgetaucht.
Hinweis: Rechtsprechung aus Deutschland zu Hexahydrocannabinol (HHC) ist zum Zeitpunkt des Abfassens dieses Blog-Beitrags noch nicht bekannt.
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