Kassen-Nachschau: Einfallstor für Steuerstrafverfahren?

Die Kassen-Nachschau ist ein scharfes Schwert der Finanzverwaltung, das sich zunehmend als Mittel zur Aufdeckung von Steuervergehen etabliert. Dabei geht es nicht nur um die Überprüfung, ob die Kassenbuchführung ordnungsgemäß erfolgt, sondern auch um das Aufspüren möglicher Manipulationen in den digitalen Aufzeichnungen.

Doch wie funktioniert diese Kassen-Nachschau, und welche steuerstrafrechtlichen Konsequenzen kann sie für Unternehmer haben?

Was ist eine Kassen-Nachschau?

Die Kassen-Nachschau ist eine Maßnahme der Finanzbehörden, die ohne vorherige Ankündigung durchgeführt werden kann. Ziel ist es, die Ordnungsmäßigkeit der Kassenaufzeichnungen und der ordnungsgemäßen Übernahme dieser Aufzeichnungen in die Buchführung zu überprüfen. Dies umfasst sowohl die physische als auch die dazugehörige Software und die digitale Speicherung der Daten.

Inzwischen setzen die Behörden vermehrt spezialisierte Software ein, um die Daten auf den Kassenbons, die TSE-Daten (Technische Sicherheitseinrichtung) und die Kasseneinzeldaten schnell und effizient zu analysieren. Diese technischen Hilfsmittel erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Unregelmäßigkeiten und Manipulationsversuche entdeckt werden.

Übergang zur Steuerfahndung und Strafverfahren

Eine Besonderheit der Kassen-Nachschau ist die Möglichkeit, dass die Finanzbehörde nahtlos von der Nachschau in eine weitergehende übergehen kann, wenn sie Anhaltspunkte für Unregelmäßigkeiten entdeckt. Dies ist besonders brisant, weil in solchen Fällen auch die Straf- und Bußgeldstellen sowie die involviert werden können.

Sobald während einer Kassen-Nachschau konkrete Anhaltspunkte für eine Steuerstraftat gefunden werden, sind die Betriebsprüfer verpflichtet, ein Steuerstrafverfahren einzuleiten. Dies geschieht in der Regel, wenn die Prüfer auf gravierende Unstimmigkeiten stoßen, wie zum Beispiel nicht erfasste Umsätze oder manipulative Eingriffe in das Kassensystem. Ab diesem Zeitpunkt befindet sich der betroffene Unternehmer nicht mehr im reinen Besteuerungsverfahren, sondern steht als Beschuldigter in einem Steuerstrafverfahren.

Praktische Konsequenzen für Unternehmer

Für Unternehmer bedeutet dies, dass jede Kassen-Nachschau potenziell zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen kann. Auch wenn die Verwendung eines bestimmten Kassensystems nicht per se einen Verdacht begründet, kann eine Häufung von Auffälligkeiten wie fehlerhafte Bons oder nicht dokumentierte Transaktionen schnell zu einer intensiveren Überprüfung führen.

Ein typisches Szenario könnte wie folgt aussehen: Ein Betriebsprüfer lässt sich während eines vermeintlich harmlosen Restaurantbesuchs einen Beleg ausstellen und stellt fest, dass auf dem Beleg ein Hinweis wie „TSE ausgefallen“ vermerkt ist. Solche Hinweise können darauf hindeuten, dass die Technische Sicherheitseinrichtung nicht ordnungsgemäß funktioniert, was wiederum Fragen zur Vollständigkeit der Umsatzerfassung aufwirft.

Werden in der Folge mehrere ähnliche Auffälligkeiten festgestellt, ist der Übergang zu einer umfassenderen Prüfung und letztlich zur Einleitung eines Steuerstrafverfahrens nur noch ein kleiner Schritt.

Werden bei einer Kassen-Nachschau Unregelmäßigkeiten festgestellt, kann dies schnell zu erheblichen steuerstrafrechtlichen Konsequenzen führen.


Fazit: Vorsicht bei der Kassenführung

Die Kassen-Nachschau ist nicht nur ein Mittel zur Überprüfung der steuerlichen Ordnungsmäßigkeit, sondern auch ein potenzieller Einstieg in strafrechtliche Ermittlungen. Unternehmer sollten daher ihre Kassensysteme regelmäßig überprüfen und sicherstellen, dass alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt sind. Besonders wichtig ist es, dass die TSE immer ordnungsgemäß funktioniert und alle Transaktionen korrekt erfasst werden.

Kassen-Nachschau: Ein Einfallstor für Steuerstrafverfahren? Rechtsanwalt und Fachanwalt für Strafrecht Ferner zur Kassen-Nachschau

Die Kassen-Nachschau ist ein scharfes Instrument der Finanzbehörden, und schon kleine Unregelmäßigkeiten können zu erheblichen strafrechtlichen Konsequenzen führen: Sollten Unstimmigkeiten auftreten, kann dies schnell den Verdacht auf lenken, was in der Regel zur Einleitung eines Steuerstrafverfahrens führt. Unternehmen sollten sich daher frühzeitig absichern und im Zweifelsfall rechtlichen Rat einholen, um Risiken zu minimieren.

Werden bei einer Kassen-Nachschau Unregelmäßigkeiten festgestellt, kann dies schnell zu erheblichen steuerstrafrechtlichen Konsequenzen führen. Daher ist es ratsam, sich proaktiv mit den Anforderungen an elektronische Kassensysteme vertraut zu machen und bei Bedarf rechtzeitig fachkundigen Rat einzuholen, um mögliche Risiken zu minimieren.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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