In einer aktuellen Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm (3 ORs 18/24) wird die rechtliche Handhabung der Gewerbsmäßigkeit im Kontext des § 263 Abs. 3 Nr. 1 StGB beleuchtet. Diese Entscheidung verdeutlicht wichtige Aspekte der Strafzumessung und der Beschränkung der Berufung in Strafsachen.
Sachverhalt
Der Angeklagte wurde ursprünglich vom Amtsgericht Herford wegen gewerbsmäßigen Betruges und Computerbetruges in mehreren Fällen zu einer Gesamtfreiheitsstrafe verurteilt. Die Berufung des Angeklagten, die später auf den Rechtsfolgenausspruch beschränkt wurde, führte zu einer Neubewertung durch das Landgericht Bielefeld, welches jedoch die Gewerbsmäßigkeit der Tatbegehung nicht eigenständig feststellte.
Rechtliche Analyse
- Gewerbsmäßigkeit als Strafzumessungsregel:
Die Gewerbsmäßigkeit nach § 263 Abs. 3 Nr. 1 StGB ist keine selbstständige Straftat, sondern eine gesetzliche Strafzumessungsregel. Das bedeutet, sie ist nur im Rahmen der Strafzumessung relevant und beeinflusst nicht den Schuldspruch selbst. - Bedeutung für die Beschränkung der Berufung:
Bei einer Berufung, die sich nur auf den Rechtsfolgenausspruch beschränkt, ist das Berufungsgericht nicht von den Feststellungen des Erstgerichts zur Gewerbsmäßigkeit gebunden. Es muss eigene Feststellungen treffen, da die Gewerbsmäßigkeit die Strafzumessung direkt beeinflusst und nicht den Schuldspruch. - Fehlerhafte Rechtsanwendung:
Das Landgericht hat es versäumt, eigenständige Feststellungen zur Gewerbsmäßigkeit der Tatbegehung zu treffen. Dies stellt einen wesentlichen Mangel in der Urteilsfindung dar und führte zur teilweisen Aufhebung des Urteils und zur Zurückverweisung des Falls zur neuen Verhandlung und Entscheidung.
Fazit und Auswirkungen
Diese Entscheidung des OLG Hamm unterstreicht die Notwendigkeit für die Gerichte, bei einer auf den Rechtsfolgenausspruch beschränkten Berufung eigenständige Feststellungen zur Gewerbsmäßigkeit zu treffen, wenn diese für die Strafzumessung relevant ist.
Sie betont zudem die Unabhängigkeit des Rechtsfolgenausspruchs vom Schuldspruch und die Pflicht der Berufungsgerichte, die rechtlichen Grundlagen der Strafzumessung vollständig zu prüfen. Dies stärkt die Rechte der Angeklagten im Berufungsverfahren und sorgt für eine genauere juristische Betrachtung einzelner Strafzumessungsfaktoren.
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