Anklage vor dem Landgericht: Wenn Sie eine Anklageschrift erhalten haben, was bedeutet das, wenn diese an das Landgericht adressiert ist?
Dazu auch:
- Anklageschrift erhalten
- Anklage vor dem Strafrichter
- Anklage vor dem Schöffengericht
- Anklage vor dem Landgericht
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Allgemeines zur Zuständigkeit von Strafgerichten
Wenn man von Besonderheiten wie etwa Staatsschutz-Strafsachen absieht, geht es im Kern um drei zuständige Eingangs-Instanzen im Strafrecht:
- Strafrichter (Amtsgericht, ein Berufsrichter)
- Schöffengericht (Amtsgericht, 2 Schöffen und ein Berufsrichter)
- Strafkammer (Landgericht, 2 Schöffen und 3 Berufsrichter)
Je nachdem, wohin angeklagt wird, sind bestimmte Straferwartungen maximal möglich: So sind beim Amtsgericht maximal 4 Jahre als Straferwartung möglich, wobei der Strafrichter bis zu 2 Jahren erwartbare Strafe zuständig ist. Bei allem über 4 Jahre ist die Strafkammer zuständig. Man kann also aus dem in der Anklage adressierten Gericht herauslesen, wovon man als Straferwartung bei der Staatsanwaltschaft ausging. Ein Gericht kann dabei nach unten oder nach oben verweisen.
Seien Sie Vorsichtig mit einer Anklage zum Landgericht: Mit einer solchen Anklage sollten Sie schon froh sein, wenn Sie nicht in Untersuchungshaft sitzen, dies ist das „Worst Case“ Szenario und hier ist kein Platz für Rechtsanwälte, die sich auch mal als Strafverteidiger „versuchen“ wollen. Verfahren bei Landgerichten folgen eigenen Regeln die oft regional geprägt sind, und vermeintlich kleine Fehler schon zu Beginn der Verhandlung können das gesamte Verfahren bis hin zum Ergebnis prägen.
Lassen Sie sich dabei nicht von „markigen Ansagen“ beeindrucken: Wenn Verteidiger anfangen, den Mandanten damit beeindrucken zu wollen, dass man „direkt mal die Befangenheit rügt“ oder das Gericht unter Druck setzen will indem man „viele Verhandlungstage produziert“ stimmt im Regelfall etwas nicht.
Jens Ferner
StrafverteidigerWas bedeutet das Landgericht nun ganz konkret?
Die Anklage zum Landgericht bedeutet, dass die Staatsanwaltschaft eine erhebliche Freiheitsstrafe erwartet. Ein Strafverteidiger ist zwingend frühstmöglich zu empfehlen, bereits im Ermittlungsverfahren darf nicht herumgepfuscht werden, es muss von Anfang an eine Verteidigungsstrategie existieren. Dabei gibt es bei Anklage zum Landgericht keine zweite Tatsacheninstanz, also keine Berufung! Umso schwerwiegender wirken Urteile des Landgerichts.
Pflichtverteidigung bei Anklage zum Schöffengericht?
Im Fall der Anklage zum Landgericht ist ein zwingender Fall einer Pflichtverteidigung gegeben.
Strafverteidigung braucht Profis und keine Anwälte, die glauben alles zu können. Im Gerichtssaal braucht es klare Linien & Grenzen – darum bieten wir Ihnen 100 % Strafverteidiger, alle unsere Anwälte sind Fachanwälte für Strafrecht.
Untersuchungshaft und Landgericht
Sehr häufig steht eine Untersuchungshaft im Raum, dies vor dem Hintergrund der mitunter erheblichen Straferwartung. Keineswegs zwingend aber ein Risiko ist, dass mit der Beendigung des Verfahrens überraschend eine Untersuchungshaft im Raum steht, da die hohe Straferwartung durchaus eine Vermutung einer Fluchtgefahr begründen kann (wenn weitere die Fluchtgefahr begründende Umstände hinzukommen). Wer zu Beginn des Verfahrens beim Landgericht nicht in Untersuchungshaft ist, muss es zum Ende des Verfahrens nicht zwingend weiterhin nicht sein.
Eine Anklage vor dem Landgericht ist immer sehr Ernst zu nehmen, das Verteidigungspotential ist im Einzelfall zu prüfen und wegen der fehlenden zweiten Tatsacheninstanz limitiert – es sollte so frühzeitig wie möglich ein Strafverteidiger gesucht werden.
Anklage zum Landgericht: Bewährungsstrafe?
Es lässt sich nie pauschal sagen, ob bei einer Freiheitsstrafe eine Bewährung zu erreichen ist – geschenkt wird diese nämlich faktisch nie. Beim Landgericht ist eine Bewährungsstrafe auf keinen Fall „automatisch“ zu erwarten, vielmehr besteht ein erhebliches Risiko, dass die Strafe jenseits der 2 Jahre liegt, die maximal zur Bewährung ausgesetzt werden können.
Einziehung von Vermögenswerten
Eine Einziehung von Vermögenswerten ist immer ein Thema, das man von Anfang an sehen muss: Gerade beim Landgericht, wo grössere Wirtschaftsdelikte, schwere Steuerhinterziehungen und beträchtliche Eigentumsdelikte angeklagt werden, drohen empfindliche bis schwerwiegende Einziehungsentscheidungen.
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