Wer seine Fahrerlaubnis wegen Alkohol, Drogen oder Punkten verliert, muss zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU) – im Volksmund oft als „Idiotentest“ bezeichnet. Dabei geht es nicht nur um Wissen oder eine medizinische Prüfung, sondern um die tiefgreifende Frage: Hat der Betroffene aus seinem Fehlverhalten gelernt und ist er wieder zuverlässig im Straßenverkehr?
Genau hier setzt eine wachsende Grauzone an – ein unregulierter Markt unseriöser Anbieter, die Betroffene mit fragwürdigen Versprechungen ködern. Recherchen und Ermittlungen zeigen nun das wahre Ausmaß eines perfiden Geschäftsmodells – mit drastischen rechtlichen Folgen für die Betroffenen.
Der Hintergrund: Ein unregulierter Beratungsmarkt
Die MPU ist für viele Betroffene eine hohe Hürde – sowohl inhaltlich als auch finanziell. Entsprechend groß ist der Bedarf an Unterstützung. Doch der Begriff „MPU-Berater“ ist rechtlich nicht geschützt. Jeder kann sich so nennen. Viele dieser „Dienstleister“ locken mit zweifelhaften Versprechen wie „MPU ohne Abstinenz“ oder „Führerschein in 4 Wochen“. Dabei werden Kunden oft in kostspielige und inhaltsleere Programme gelockt oder – schlimmer noch – zu kriminellen Abkürzungen verführt.
Das Geschäftsmodell: Lügen, Fälschen, Profit
Ein besonders krasser Fall betrifft das Unternehmen „MPU King“ – angepriesen von bekannten Rappern und Social-Media-Influencern. Recherchen von ZDF, SZ, MDR und weiteren Medien zeigen allerdings wohl auf, wie systematisch dort mutmaßlich gefälschte Abstinenznachweise, Erste-Hilfe-Bescheinigungen und sogar komplette MPU-Gutachten vertrieben wurden.
Kundinnen und Kunden zahlten teils Tausende Euro für die Hoffnung auf einen schnellen Weg zurück zum Führerschein – und erhielten gefälschte Dokumente, mit denen sie bei Behörden vorgaben, abstinent zu sein oder die MPU bestanden zu haben. Ermittlungen wegen gewerbsmäßiger Urkundenfälschung, Betrug, mittelbarer Falschbeurkundung und bandenmäßiger Täterschaft laufen – mehrere Hausdurchsuchungen, sichergestellte Datenträger und Verdächtige inklusive.
Die Folgen: Kein Führerschein – und ein Strafverfahren obendrauf
Was vielen Betroffenen offenbar nicht bewusst ist: Wer ein gefälschtes MPU-Gutachten oder einen manipulierten Abstinenznachweis bei der Führerscheinstelle einreicht, begeht selbst eine Straftat – in aller Regel Urkundenfälschung (§ 267 StGB) oder mittelbare Falschbeurkundung (§ 271 StGB). Die Staatsanwaltschaften sehen die Betroffenen nicht als harmlose Opfer, sondern als Mittäter.
Die Folgen können drastisch sein:
- Geldstrafen im vier- bis fünfstelligen Bereich, je nach Schwere der Tat und Vorstrafen.
- Eintrag im Bundeszentralregister, der auch beruflich von Bedeutung sein kann.
- Keine Wiedererteilung der Fahrerlaubnis, bis die Zweifel an der charakterlichen Eignung ausgeräumt sind – was in solchen Fällen Jahre dauern kann.
Wer auf Betrugsangebote hereinfällt, steht am Ende ohne Führerschein und mit einem Strafverfahren da – oft schlimmer als vor Beginn der vermeintlichen Abkürzung.
Warnung an Betroffene: Hände weg von unseriösen Angeboten!
Die Versuchung ist groß: Nach einem Entzug wegen Drogen oder Alkohol möchte man das Kapitel schnell abschließen. Doch genau darauf spekulieren dubiose Anbieter. Die Realität: Es gibt keine legale MPU „ohne Abstinenz“, keine seriöse MPU „garantiert bestanden“ – und schon gar keinen „offiziellen Trick“, um das Verfahren zu umgehen.
Wer sich auf illegale Wege einlässt, verspielt nicht nur seine Fahrerlaubnis, sondern auch seine Glaubwürdigkeit gegenüber Behörden und Gerichten. Die Wiedererteilung wird dadurch massiv erschwert. Zudem wird mitunter Jahre später noch gegen Beteiligte ermittelt – inklusive Rückforderungen, Durchsuchungen und Strafanzeigen.
Falsche MPU-Gutachten sind kein Kavaliersdelikt – sie sind Urkundenfälschung. Wer auf diese Masche hereinfällt, hat am Ende keinen Führerschein und steht mit einem Strafverfahren da. Finger weg von illegalen Versprechungen – es gibt keine Abkürzung zur Fahreignung.
Was tun?
- Nutzen Sie nur seriöse Anbieter. Orientierung bieten z.B. Empfehlungen des ADAC oder der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt).
- Seien Sie skeptisch bei Superlativen und Erfolgsversprechen. Wer absolute Garantien oder Abkürzungen verspricht, handelt in der Regel nicht legal.
- Prüfen Sie, ob die MPU-Beratung von Diplom-Psychologen oder zugelassenen Verkehrspsychologen durchgeführt wird.
- Dokumentieren Sie Ihre Vorbereitung ehrlich. Denn nur wer sich wirklich mit seinem Fehlverhalten auseinandersetzt, kann langfristig wieder geeignet sein.
Fazit
Die Presseberichte zu den aktuellen Fällen, etwa rund um „MPU King“, und ähnliche Anbieter zeigen: Wer auf schnelle, illegale Lösungen hofft, riskiert nicht nur den Führerschein, sondern seine gesamte persönliche und rechtliche Integrität. Die MPU ist kein Spielplatz für kriminelle Tricks – sondern eine ernsthafte Maßnahme zur Sicherung der Verkehrssicherheit. Wer das ignoriert, wird früher oder später hart auf dem Boden der Realität landen – mit leeren Händen und einer Anklageschrift in der Post.
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