Kryptowährungen in Asien und darüber hinaus – Gesetzgebung, Regulierung und Durchsetzung

In einer Welt, die zunehmend von digitalen Währungen durchdrungen wird, stellt das Arbeitspapier Nr. 38 des Basel Institute on Governance eine umfassende Analyse dar, wie ausgewählte Länder in Asien und weltweit mit den rechtlichen, regulatorischen und Vollstreckungsfragen rund um Kryptowährungen und andere virtuelle Vermögenswerte umgehen. Das Papier zeigt ein breites Spektrum an Ansätzen – von strikten Verboten bis hin zu vollständiger Akzeptanz.

Übersicht der Länderansätze zur Kryptowährungsregulierung

Das Arbeitspapier bietet einen umfassenden Einblick in die verschiedenen Ansätze, die Länder weltweit im Umgang mit Kryptowährungen verfolgen. So ergibt sich eine Zusammenfassung der Maßnahmen und Pläne verschiedener Länder hinsichtlich der Kryptowährungsregulierung:

  • El Salvador: Einführung von als gesetzliches Zahlungsmittel: El Salvador hat als erstes Land weltweit Bitcoin offiziell als Währung neben dem US-Dollar eingeführt .
  • Zentralafrikanische Republik: Bitcoin als gesetzliches Zahlungsmittel: Nach El Salvador ist die Zentralafrikanische Republik das zweite Land, das Bitcoin als offizielle Währung anerkennt, um technologische Fortschritte zu fördern und wirtschaftliche Entwicklung zu stimulieren .
  • Singapur: Kryptofreundliche Politik: Singapur gilt als einer der kryptofreundlichsten Standorte weltweit. Die Regierung hat eine umfassende und integrierte regulatorische Rahmengebung geschaffen, die ICOs, AML/CTF und den Handel mit digitalen Zahlungstoken umfasst.
  • Indien: Regulatorische Überlegungen und Vorsicht: Indien hat nach der Aufhebung des Verbots von Krypto-Transaktionen durch den Obersten Gerichtshof im Jahr 2020 einen vorsichtigen Ansatz gewählt und plant die Einführung einer gesetzlichen Regelung, die den Handel unter bestimmten Bedingungen erlaubt, jedoch die Verwendung von Kryptowährungen als gesetzliches Zahlungsmittel ausschließt.
  • Vietnam: Kein gesetzliches Zahlungsmittel: Vietnam erkennt Kryptowährungen nicht als gesetzliches Zahlungsmittel an und hat entsprechende regulatorische Rahmenbedingungen geschaffen.
  • Russland: Entwicklung digitaler Währungen: Russland hat Vorschläge für Kryptowährungsregulierungen eingereicht und arbeitet an der Einführung eines digitalen Rubels als Ergänzung zur nationalen Währung.
  • Thailand: Steuerregulierungen und Förderung: Thailand hat ursprünglich eine Kapitalertragssteuer für Kryptowährungen geplant, diese jedoch nach öffentlichem Widerstand angepasst. Der Handel auf zugelassenen Börsen wird von der Mehrwertsteuer befreit.
  • Myanmar: Verbot von Kryptowährungen und VPNs: Trotz der Überlegungen, eine digitale Währung einzuführen, bleibt Myanmar unter der militärischen Regierung gegenüber Kryptowährungen restriktiv.
  • hat nahezu alle Aktivitäten rund um Kryptowährungen verboten, was teilweise auf das Bestreben zurückzuführen ist, seine klimatischen Ziele zu erreichen und seine finanzielle Souveränität zu bewahren.

Es zeigen sich also sehr unterschiedliche regulatorische Ansätze und dass geopolitische, ökonomische und technologische Faktoren die nationale Kryptowährungspolitik prägen. Die Bandbreite reicht von vollständiger Akzeptanz bis hin zu strikten Verboten, wobei jedes Land seine Strategie basierend auf seinen spezifischen Bedingungen und Zielen entwickelt.

Empfehlungen für die Regulierung

Das Arbeitspapier betont die Notwendigkeit einer klaren und adaptiven Regulierungsstrategie, um die Integrität des globalen Finanzsystems zu gewährleisten und den technologischen Fortschritt zu fördern. Zu den Schlüsselvorschlägen gehören:

  • Förderung internationaler Kooperationen zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden Natur von Krypto-Kriminalität.
  • Anpassung von Gesetzen und Richtlinien an die spezifischen Risiken und Potenziale digitaler Vermögenswerte.
  • Stärkung der technischen und rechtlichen Kapazitäten nationaler Behörden zur Überwachung und Regulierung des Kryptomarktes.

Neue Trends und Herausforderungen im Umgang mit Kryptowährungen in Asien

Das Kapitel „Emerging Trends“ beschreibt recht ausführlich verschiedene neue Trends und Herausforderungen, die mit dem Aufkommen von Kryptowährungen und der -Technologie verbunden sind. Diese Entwicklungen beeinflussen nicht nur die globale Finanzlandschaft, sondern auch die regulatorischen und wirtschaftlichen Strategien in Asien.

Wichtige Trends und Herausforderungen:

  1. Green Finance und ESG-Leistung (Environmental, Social, Governance): In Asien wird zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung gelegt. Dies steht im Kontrast zum enormen Energieverbrauch durch das Mining von Kryptowährungen, was sich negativ auf die Umwelt auswirkt. Kryptowährungen verbrauchen mehr Energie als viele entwickelte Regionen, z.B. die Schweiz oder Singapur. Der Proof of Work (PoW)-Mechanismus, der von Kryptowährungen wie Bitcoin genutzt wird, ist besonders energieintensiv.
  2. NFTs, Game Finance (GameFi) und : Diese Bereiche erleben ein rasantes Wachstum und bringen neue regulatorische Herausforderungen mit sich. NFTs, die eine starke Verbindung zur Kunst und zum Sammlermarkt haben, und GameFi, das auf Blockchain-basierte Spiele und ökonomische Systeme abzielt, werden immer beliebter.
  3. Kartellrechtliche Fragen: Mit der Zunahme von Monopolstellungen und der zentralen Rolle einiger weniger großer Akteure im Blockchain-Sektor entstehen kartellrechtliche Bedenken, die regulatorische Aufmerksamkeit erfordern.
  4. Eigentums- und Urheberrechtsfragen: Die Eindeutigkeit der Eigentumsverhältnisse an digitalen Vermögenswerten und die Durchsetzung von IP-Rechten sind komplexe Themen, die durch die grenzüberschreitende Natur der Blockchain-Technologie noch verstärkt werden.
  5. Streitbeilegung: Die Entwicklung von Mechanismen zur Streitbeilegung, die mit der digitalen und dezentralisierten Natur von Blockchain und Kryptowährungen kompatibel sind, stellt eine weitere Herausforderung dar.

Umgang Asiens mit diesen Trends

In Asien gibt es eine große Bandbreite im Umgang mit diesen Trends, je nach lokalem wirtschaftlichem, sozialem und politischem Kontext. Einige Länder wie Singapur und Südkorea haben fortschrittliche regulatorische Rahmen geschaffen, die Innovation fördern und gleichzeitig Risiken mindern. Andere, wie China, haben strengere Maßnahmen ergriffen, um die Risiken, die mit Kryptowährungen verbunden sind, zu kontrollieren, einschließlich vollständiger Verbote bestimmter Aktivitäten.

Die asiatischen Reaktionen auf die Herausforderungen der Blockchain-Technologie und Kryptowährungen sind ein wichtiger Indikator für die globale Richtung der Krypto-Regulierung und zeigen, wie unterschiedlich die Ansätze je nach regionalen Prioritäten und Bedingungen sein können .


Ausblick

Die Zukunft der Kryptowährungen bleibt ein dynamisches Feld, das sowohl erhebliche Chancen als auch Risiken birgt. Während einige Länder die Technologie als Chance für wirtschaftliches Wachstum und verbesserte finanzielle Inklusion sehen, bleiben die Risiken von Missbrauch und illegalen Aktivitäten eine ernsthafte Herausforderung. Das Arbeitspapier empfiehlt eine ausgewogene Herangehensweise, die sowohl die Vorteile nutzt als auch die Risiken minimiert.

Das Dokument verdeutlicht die Notwendigkeit einer global koordinierten Anstrengung, um die komplexen Herausforderungen im Umgang mit Kryptowährungen effektiv zu adressieren. Die Balance zwischen Innovation und Regulierung wird dabei als Schlüssel zum Erfolg gesehen.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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