Die juristischen Fallstricke beim Frisieren von Pedelecs

In den letzten Jahren hat das als umweltfreundliche Alternative zum Auto an Beliebtheit gewonnen. Doch mit der steigenden Verbreitung dieser Fahrräder mit elektrischer Unterstützung wächst auch die Versuchung, sie zu manipulieren, um höhere Geschwindigkeiten zu erreichen.

Übersicht der rechtlichen Gefahren

Dieses Frisieren von Pedelecs kann jedoch gravierende rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Verlust der Betriebserlaubnis

Durch Modifikationen, die die Leistung oder die Höchstgeschwindigkeit eines Pedelecs steigern, erlischt die allgemeine Betriebserlaubnis. Dies bedeutet, dass das Pedelec nicht mehr legal im öffentlichen Straßenverkehr geführt werden darf.

Umwandlung in ein Kraftfahrzeug

Wird ein Pedelec so getunt, dass es Geschwindigkeiten von bis zu 45 km/h erreicht, wird es rechtlich wie ein S-Pedelec behandelt. Dies zieht die Notwendigkeit einer Zulassung, eines Versicherungskennzeichens sowie einer nach sich.

Helmpflicht und Versicherungsnotwendigkeit

Für schnelle Pedelecs besteht nicht nur eine Helmpflicht, sondern auch die Verpflichtung, eine Haftpflichtversicherung abzuschließen, da sie als motorisierte Fahrzeuge angesehen werden.

Strafrechtliche Konsequenzen

Das Fahren eines getunten Pedelecs ohne die erforderliche Fahrerlaubnis und Versicherung kann strafrechtliche Folgen haben, einschließlich Geld- oder Freiheitsstrafen.

Bußgelder und Ordnungswidrigkeiten

Für das unerlaubte Tuning von Pedelecs können Bußgelder verhängt werden, die je nach Schwere des Verstoßes variieren.

Verlust des Versicherungsschutzes

Im Falle eines Unfalls mit einem illegal getunten Pedelec besteht kein Versicherungsschutz. Die finanziellen Folgen, insbesondere bei Personenschäden, können erheblich sein.



Altersverschiebung und steigende Unfallzahlen bei Pedelec-Nutzern

Das Statistische Bundesamt hat in seiner neuesten Meldung alarmierende Zahlen zu Unfällen mit Pedelecs veröffentlicht, die zeigen, dass immer jüngere Menschen in solche Unfälle verwickelt sind. Während im Jahr 2014 nur etwa 11 % der mit Pedelecs Verunglückten unter 45 Jahre alt waren, stieg dieser Anteil im Jahr 2023 auf knapp ein Drittel (31,2 %) an. Gleichzeitig hat sich der Anteil der über 65-Jährigen von mehr als der Hälfte auf etwa ein Drittel (30,1 %) reduziert.

Signifikanter Anstieg der Unfallzahlen – Die Beliebtheit von Pedelecs als Fortbewegungsmittel spiegelt sich auch in den Unfallstatistiken wider. Die Zahl der Pedelec-Unfälle mit Personenschaden hat sich von 2014 bis 2023 mehr als verzehnfacht, von etwa 2.200 auf über 23.900. Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Unfälle mit nichtmotorisierten Fahrrädern leicht gesunken, von 76.600 auf etwa 72.200.

Rückgang der Todesrate bei jüngeren Nutzern – Interessanterweise ist die Zahl der tödlich Verunglückten pro 1.000 Pedelec-Unfälle von 17,4 im Jahr 2014 auf 7,9 im Jahr 2023 zurückgegangen, was teilweise auf das sinkende Durchschnittsalter der Verunglückten zurückzuführen ist. Jüngere Menschen überstehen Stürze oft mit geringeren Verletzungen als ältere.

Höheres Risiko tödlicher Unfälle: Pedelec-Unfälle führen auch häufiger zu tödlichen Ausgängen als Unfälle mit nichtmotorisierten Fahrrädern. Im Jahr 2023 kamen durchschnittlich 7,9 Pedelec-Nutzer pro 1.000 Unfälle mit Personenschaden ums Leben, verglichen mit 3,6 bei nichtmotorisierten Fahrrädern. Dies liegt auch am höheren Durchschnittsalter der Pedelec-Verunglückten, das trotz des jüngeren Trends bei 53 Jahren liegt – im Vergleich zu 42 Jahren bei nichtmotorisierten Fahrrädern.

Warum vom eigenmächtigen Frisieren abzuraten ist

Selbst nach einer Rückrüstung können Fachleute oft erkennen, dass ein Pedelec manipuliert wurde, was den Wiederverkaufswert mindert und Probleme mit Versicherungen verursachen kann! Angesichts der schwerwiegenden rechtlichen und finanziellen Risiken, die mit dem Frisieren von Pedelecs einhergehen, ist daher dringend davon abzuraten, solche Modifikationen vorzunehmen.

Nicht nur der Verlust der Betriebserlaubnis und mögliche Strafen stehen im Raum, sondern auch erhebliche finanzielle Belastungen im Falle eines Unfalls. Nebenbei ist anzumerken, dass es auch für das Gefährt als solches kritisch sein wird. Wer sicher und rechtlich abgesichert bleiben möchte, sollte von solchen Eingriffen absehen und die Leistung seines Pedelecs innerhalb der gesetzlichen Grenzen nutzen.

Die Zunahme der Pedelec-Nutzung und die damit verbundene steigende Unfallrate erfordern zudem ein Umdenken in der Verkehrssicherheit und möglicherweise strengere Regulierungen, um die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Das sinkende Durchschnittsalter der Verunglückten zeigt, dass Pedelecs eine immer jüngere Zielgruppe anziehen, was neue Herausforderungen für die Präventionsarbeit mit sich bringt und zukünftige weitere Regulierung aber auch Kontrolldichte erwarten lässte.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften.

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