Die europäische Strafverfolgung hat mit Operation Admiral 2.0 einen weiteren bedeutenden Schlag gegen internationale Steuerbetrugskriminalität geführt. Aufbauend auf den Ergebnissen der ursprünglichen Operation Admiral aus dem Jahr 2022, ist dies ein weiterer Meilenstein in der Bekämpfung hochorganisierter Mehrwertsteuerkarussellbetrugsnetzwerke. Diese Netzwerke nutzen die grenzüberschreitenden Regelungen der EU für Transaktionen aus, um Milliarden an Steuergeldern zu unterschlagen.
Was ist ein Mehrwertsteuerkarussellbetrug?
Ein Mehrwertsteuerkarussellbetrug, auch Missing-Trader-Intra-Community (MTIC)-Betrug genannt, ist eine komplexe, grenzüberschreitende Betrugsmethode. Dabei werden in der EU steuerbefreite Transaktionen zwischen Unternehmen genutzt, um Mehrwertsteuer einzubehalten, ohne diese tatsächlich an die Steuerbehörden abzuführen. In vielen Fällen verschwinden die beteiligten Unternehmen, bevor die Behörden ihre Forderungen geltend machen können. Andere Unternehmen in der Kette fordern dann illegal Rückerstattungen an.
Operation Admiral 2022: Die größte Enthüllung von MWSt-Betrug in der EU
Im Jahr 2022 deckte die europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) mit Operation Admiral ein Betrugsnetzwerk auf, das für einen geschätzten Schaden von 2,2 Milliarden Euro verantwortlich war. Die Ermittlungen starteten 2021 nach einem Verdacht aus Portugal und führten in weniger als 18 Monaten zur Aufdeckung eines Netzwerks aus über 9.000 Unternehmen und mehr als 600 Personen, die in den Betrug verwickelt waren.
Operation Admiral 2.0: Ein Netzwerk mit System
Die Erkenntnisse der ursprünglichen Operation Admiral waren die Grundlage für Admiral 2.0, das jüngst im November 2024 durchgeführt wurde. Die Dimensionen dieser neuen Ermittlungen sind erschreckend:
- 297 Millionen Euro Schaden durch Betrug mit elektronischen Produkten wie Smartphones und Tablets .
- Über 400 involvierte Unternehmen in 16 Ländern.
- Beschlagnahmung von Vermögenswerten im Wert von über 47,5 Millionen Euro, einschließlich Luxusfahrzeugen und gefrorener Bankkonten
Verbindungen zu organisiertem Verbrechen
Beide Operationen zeigen, dass diese Betrugsformen oft mit anderen Kriminalitätsarten wie Drogenhandel, Cyberkriminalität und Geldwäsche verbunden sind. Operation Admiral 2.0 offenbarte auch Hinweise auf russische organisierte Kriminalität, die möglicherweise Vermögen in das Betrugsnetzwerk investierte und dessen Management beeinflusste.
Die Bedeutung transnationaler Ermittlungen
Ohne die grenzüberschreitende Zusammenarbeit unter Leitung der EPPO wären diese Ermittlungen kaum möglich gewesen. Die EPPO nutzte ein dezentrales Modell und innovative Analysen, um Verbindungen zwischen Tätern und Unternehmen zu erkennen, die nationale Behörden nicht allein hätten aufdecken können.
Ausblick
Die Operation Admiral und Admiral 2.0 sind herausragende Beispiele dafür, wie transnationale Zusammenarbeit und moderne Ermittlungsansätze dazu beitragen können, hochkomplexe kriminelle Netzwerke zu enttarnen. Dennoch bleibt die Herausforderung bestehen, solche Betrugsnetzwerke langfristig zu bekämpfen und die Mechanismen zu verbessern, die sie überhaupt ermöglichen.
- Steuerhinterziehung und Einziehung im Kontext von Cum-Ex-Geschäften - 2. Dezember 2024
- Abrechnungsbetrug und Scheingestaltungen - 2. Dezember 2024
- Verwertung der dienstlichen Erklärung der Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft - 2. Dezember 2024