Die zunehmende Bedeutung des Internets als kritische Infrastruktur macht dessen Sicherheit zu einer zentralen Herausforderung, besonders in Zeiten hybrider Kriegsführung. Unterseekabel, die einen Großteil des globalen Datenverkehrs übertragen, rücken dabei zunehmend in den Fokus.
Sie sind nicht nur das Rückgrat der internationalen Kommunikation, sondern auch potenzielle Schwachstellen in der globalen Vernetzung. Basierend auf den Erkenntnissen der ZwIBACK-Studie und aktuellen geopolitischen Entwicklungen wollen wir die Risiken und Schutzmechanismen für diese Infrastruktur beleuchten.
Unterseekabel: Herz globaler Datenübertragung
Mehr als 95 % des internationalen Datenverkehrs laufen über Unterseekabel. Diese Glasfaserkabel erstrecken sich über Tausende von Kilometern und verbinden Kontinente miteinander. Ihre Bedeutung für Finanzsysteme, Wirtschaft, Wissenschaft und gesellschaftliche Kommunikation ist kaum zu überschätzen. Doch trotz ihrer zentralen Rolle sind Unterseekabel physisch verwundbar. Sabotage, Unfälle oder Naturkatastrophen können sie schwer beschädigen und so weitreichende Folgen nach sich ziehen.
Risiken durch gezielte Angriffe
In der hybriden Kriegsführung, die militärische und nicht-militärische Mittel kombiniert, sind Unterseekabel potenzielle Angriffsziele. Laut der ZwIBACK-Studie können Sabotageakte zu massiven Störungen in der globalen Datenübertragung führen. Angriffe können durch Tauchoperationen oder gezielte Bombardierungen erfolgen. Solche Angriffe wären schwierig zu verhindern und könnten Staaten und Unternehmen in erhebliche Schwierigkeiten bringen.
Naturkatastrophen und Unfälle
Neben bewussten Sabotageakten sind auch Unfälle durch Schiffsanker, Erdbeben oder Tsunamis eine Gefahr. Die ZwIBACK-Studie hebt hervor, dass redundante Verbindungen und schnelle Reparaturprozesse essenziell sind, um die Auswirkungen solcher Ereignisse zu minimieren.
Hybride Kriegsführung: Neue Herausforderungen
Die wachsende Zahl von Cyberangriffen und gezielten physischen Attacken auf kritische Infrastruktur zeigt, wie verwundbar moderne Gesellschaften sind. Hybride Kriegsführung integriert physische Angriffe auf Infrastruktur mit digitalen Angriffen. Ein Beispiel ist das sogenannte „BGP-Hijacking“, bei dem Internetverkehr umgeleitet wird, was in Verbindung mit Unterbrechungen von Unterseekabeln katastrophale Folgen für die Stabilität des Internets haben könnte.
Fallstudien: Totalausfälle durch Kabelschäden
Die ZwIBACK-Studie dokumentiert mehrere Vorfälle, bei denen Kabelschäden zu erheblichen Ausfällen führten. Ein Beispiel ist der Ausfall eines Seekabels zwischen Aserbaidschan und Europa, der durch Feuer zerstört wurde und den internationalen Datenverkehr massiv beeinträchtigte. Solche Ereignisse verdeutlichen die Dringlichkeit von Schutzmaßnahmen.
Sicherheitsstrategien für Unterseekabel
Um die Risiken zu minimieren, sind folgende Maßnahmen erforderlich:
- Physische Sicherung:
Unterseekabel sollten durch verbesserte Schutzsysteme wie robuste Verankerungen und verstärkte Kabelummantelungen geschützt werden. Zudem ist eine Überwachung durch autonome Unterwasserfahrzeuge sinnvoll. - Redundanz und Diversifikation:
Der Aufbau alternativer Kabelrouten und redundanter Netze ist entscheidend, um die Auswirkungen von Ausfällen zu minimieren. Dies erfordert internationale Kooperation und erhebliche Investitionen. - Frühwarnsysteme und Monitoring:
Technologien wie IoT-Sensoren können Störungen in Echtzeit erkennen und so schnelle Gegenmaßnahmen ermöglichen. - Internationale Zusammenarbeit:
Staaten müssen koordiniert gegen Angriffe auf kritische Infrastruktur vorgehen. Vereinbarungen zum Schutz von Unterseekabeln könnten ähnlich wie bei nuklearer Abrüstung als Schutzmechanismus dienen. - Schulungen und Simulationen:
Trainings für technische und strategische Einsatzkräfte können die Reaktionsfähigkeit verbessern und die Resilienz erhöhen.
Fazit: Kritische Infrastruktur im Fokus
In Zeiten wachsender geopolitischer Spannungen ist die Sicherheit von Unterseekabeln und der gesamten Internetinfrastruktur essenziell. Die ZwIBACK-Studie zeigt eindrucksvoll, wie anfällig diese Strukturen sind und welche Maßnahmen erforderlich sind, um sie zu schützen. Internationale Kooperation, technologische Innovationen und robuste Sicherheitsstrategien sind der Schlüssel, um die Widerstandsfähigkeit gegen Bedrohungen zu erhöhen. Nur so kann die globale Kommunikationsinfrastruktur auch in Krisenzeiten stabil bleiben.
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