Gesetzentwurf: Vermögensverschleierungsbekämpfungsgesetz (VVBG)

Der vorliegende Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des Wirtschafts- und Finanzsystems vor der Verschleierung und Einbringung bedeutsamer inkriminierter Vermögenswerte, auch bekannt als Vermögensverschleierungsbekämpfungsgesetz (VVBG), zielt darauf ab, die Integrität und Stabilität des Finanzsystems zu schützen. Diese Intention ist zweifellos lobenswert, doch werfen die vorgeschlagenen Maßnahmen auch erhebliche Bedenken auf.

Hintergrund und Ziele

Der Entwurf betont die Gefahren, die von illegalen Geldströmen ausgehen, darunter die Schädigung der Solidität und das Vertrauen in Finanzinstitute sowie die Erschwerung der Verfolgung von Straftätern.

Ziel des VVBG ist es, Mechanismen zu schaffen, die die Herkunft von Vermögenswerten aufklären und verdächtige Vermögensgegenstände identifizieren sollen. Dies soll durch ein neues erreicht werden, das speziell auf verdächtige Vermögensgegenstände von hohem Wert abzielt.


Hauptbestandteile des Gesetzes

  1. Erklärungsanordnung: Behörden können Anordnungen erlassen, um von den Besitzern verdächtiger Vermögensgegenstände Auskunft über deren Herkunft zu verlangen. Dies soll helfen, die wirtschaftlichen Berechtigten und die Mittel, die zum Erwerb genutzt wurden, zu identifizieren.
  2. Vorläufige Sicherstellung: Vermögensgegenstände können vorläufig sichergestellt werden, wenn der Verdacht besteht, dass sie aus rechtswidrigen Taten stammen und Gefahr besteht, dass sie dem Verfahren entzogen werden.
  3. Ermittlungsbefugnisse: Das Gesetz räumt den Behörden weitreichende Ermittlungsbefugnisse ein, darunter die von Räumen und von Unterlagen.

Auseinanderfallen von Lebensstil und Vorhandensein von Wertgegenständen

Wenn der Lebensstil und das Vorhandensein von Wertgegenständen auseinanderfallen, könnten die Auswirkungen des Vermögensverschleierungsbekämpfungsgesetzes (VVBG) besonders spürbar werden. Hier sind die zentralen Punkte:

1. Verdachtsmomente und Ermittlungen

Das Gesetz sieht vor, dass Vermögensgegenstände als verdächtig gelten, wenn sie nicht mit den Einkommens- und Vermögensverhältnissen der betreffenden Person übereinstimmen. Dies bedeutet, dass jemand, der im Vergleich zu seinem Einkommen auffällig wertvolle Gegenstände besitzt, in den Fokus der Ermittlungen geraten kann. Beispielsweise könnte eine Person, die offiziell ein geringes Einkommen hat, aber ein teures Auto fährt oder luxuriöse Immobilien besitzt, verdächtigt werden.

2. Erklärungszwang

Betroffene Personen müssen dann eine Erklärung abgeben, wie sie zu diesen Vermögenswerten gekommen sind. Sie müssen belegen können, dass die Mittel, mit denen die Gegenstände erworben wurden, rechtmäßig sind. Diese Erklärungen müssen detailliert und glaubhaft sein, um den Verdacht zu entkräften.

3. Konsequenzen bei Unklarheiten

Sollten die Erklärungen nicht zufriedenstellend sein oder sollten die Personen nicht in der Lage sein, die Herkunft der Vermögenswerte plausibel zu erklären, könnten die Behörden Maßnahmen wie vorläufige Sicherstellungen einleiten. Dies könnte zu erheblichen Einschränkungen führen, wie der Beschlagnahme von Vermögenswerten oder der Einleitung von weiteren Ermittlungsverfahren.

4. Auswirkungen auf das Vertrauen

Eine Diskrepanz zwischen Lebensstil und Vermögen könnte auch das Vertrauen der betroffenen Person in den Rechtsstaat und die Finanzbehörden beeinträchtigen. Das Gefühl, sich ständig rechtfertigen zu müssen, kann zu einem Klima des Misstrauens führen und möglicherweise sogar zu gesellschaftlichen Spannungen beitragen.

Ausblick

Während das VVBG darauf abzielt, illegale Aktivitäten wie Geldwäsche und zu bekämpfen, besteht die Gefahr, dass auch unbescholtene Bürger, deren Vermögenssituation und Lebensstil aus verschiedenen Gründen nicht übereinstimmen, unter Generalverdacht geraten. Dies könnte zu einer erhöhten Belastung durch behördliche Nachfragen und möglichen Eingriffen in die Privatsphäre führen. Es ist daher entscheidend, dass die Umsetzung des Gesetzes mit Bedacht und unter Wahrung der Bürgerrechte erfolgt.

Kritische Betrachtung

Die Absicht des Gesetzes, kriminelle Aktivitäten zu bekämpfen und die Integrität des Finanzsystems zu stärken, ist zweifelsohne positiv. Jedoch gibt es auch erhebliche Bedenken:

  1. Recht auf Eigentum: Die Pflicht zur Offenlegung der Herkunft von Vermögenswerten kann als Eingriff in das Recht auf Eigentum angesehen werden. Bürger könnten sich zukünftig genötigt fühlen, die Herkunft ihrer Vermögenswerte zu rechtfertigen, was ein Gefühl des Generalverdachts erzeugen könnte.
  2. Wertgrenze: Die aktuelle Wertgrenze von 100.000 Euro für die Anwendung des Gesetzes könnte in der Zukunft gesenkt werden. Dies würde den Kreis der betroffenen Bürger erweitern und könnte zu vermehrten staatlichen Eingriffen in private Eigentumsverhältnisse führen.
  3. und Privatsphäre: Die erweiterten Ermittlungsbefugnisse, einschließlich der Überwachung und Durchsuchung, werfen Fragen hinsichtlich des Datenschutzes und der Privatsphäre der Bürger auf. Es besteht die Gefahr, dass diese Befugnisse missbraucht werden könnten.

Fazit

Der Entwurf des Vermögensverschleierungsbekämpfungsgesetzes verfolgt noble Ziele, nämlich die Bekämpfung von Geldwäsche und die Wahrung der Integrität des Finanzsystems. Dennoch müssen die potenziellen negativen Auswirkungen auf die Rechte und Freiheiten der Bürger sorgfältig abgewogen werden. Besonders die Möglichkeit, dass die Wertgrenze in Zukunft gesenkt wird, birgt das Risiko, dass immer mehr Bürger sich erklären müssen, warum sie über bestimmte Vermögenswerte verfügen.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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