Die Wissenschaft ist eine der tragenden Säulen jeder aufgeklärten Gesellschaft. Sie basiert auf der methodischen Suche nach Wahrheit und ermöglicht Fortschritt sowie fundierte politische Entscheidungen. Doch was geschieht, wenn eine Regierung diesen fundamentalen Pfeiler gezielt untergräbt?
In den USA können wir unter Donald Trump wohl gerade genau das beobachten: eine gezielte Diskreditierung und Einschränkung wissenschaftlicher Erkenntnisse, insbesondere in Bereichen wie Klimaforschung, Umweltpolitik und Gesundheitswissenschaften. Dabei handelt es sich nicht “nur” um eine Verfälschung oder das Verschweigen von Fakten, sondern um eine bewusste Manipulation – eine Form der Desinformation mit weitreichenden Konsequenzen.
Die systematische Unterdrückung der Wissenschaft
Bereits in Trumps erster Amtszeit zeigte sich ein beunruhigendes Muster: Forschungsergebnisse, die nicht in seine politische Agenda passten, wurden ignoriert, zensiert oder bewusst falsch dargestellt. Die Analyse von Wissenschaftsrechtlerin Lauren Kurtz zeigt zusammen mit dem gestarteten Projekt “Silencing Science Tracker” hunderte dokumentierte Fälle von wissenschaftsfeindlichen Maßnahmen durch die Regierung auf. Dazu zählten Budgetkürzungen, personelle Umbesetzungen, Zensurversuche und politische Einflussnahme auf wissenschaftliche Ergebnisse.
Ein besonders drastisches Beispiel: Wissenschaftler des US Geological Survey (USGS) wurden angewiesen, Prognosen zum Klimawandel nur bis zum Jahr 2040 zu berechnen. Und das, obwohl bekannt ist, dass die gravierendsten Auswirkungen erst in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts zu erwarten sind. Das Ziel dieser Manipulation war offensichtlich: eine Verharmlosung der Klimakrise und eine Rechtfertigung für den Abbau von Umweltauflagen. Man versucht diese derzeit in einem Projekt zu sammeln, hier eine ganz kleine Auswahl:
Datum | Verantwortliche | Maßnahme | Beschreibung |
---|---|---|---|
2025-02-10 | Department of Education, Federal, Trump Administration (Second) | Nearly $900 Million Cut from the Education Department | The Trump administration cut nearly $900 billion from education funding, impacting scientific research programs. |
2025-02-07 | Federal, HHS, Trump Administration (Second) | Trump Administration Cuts $4 Billion from Medical Research | The Trump administration is cutting $4 billion from medical research funding, affecting disease prevention initiatives. |
2025-02-06 | Federal, HHS, Trump Administration (Second) | Weekly CDC Report Resumes without Information on COVID-19 | The Centers for Disease Control and Prevention (CDC) have resumed weekly reports but removed COVID-19 data. |
2025-02-06 | EPA, Federal, Trump Administration (Second) | EPA Employees Working on Environmental Justice Removed | Nearly 170 employees in the Environmental Protection Agency (EPA) were reassigned or dismissed. |
2025-02-05 | NOAA | NOAA Employees Ordered to Stop All Contact with the Public | Employees at the National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) were instructed to avoid public communication. |
Desinformation als politisches Werkzeug
Wissenschaftliche Erkenntnisse zu verzerren oder zu unterdrücken ist kein einfaches Versäumnis, sondern ein manipulativer Akt. Eine funktionierende Demokratie erfordert eine faktenbasierte Entscheidungsfindung. Wird die Wissenschaft politisch instrumentalisiert, entstehen verzerrte Realitäten, die der Bevölkerung nicht nur den Zugang zu fundierter Information verwehren, sondern auch gezielt Meinungen beeinflussen. Dabei ist ein probates Mittel die vorsätzliche oder auch nur fahrlässige Vermengung von Tatsachen und Meinungen, um den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen. Das Thema lässt sich aufbereitet besonders gut in Kapitel 16 des Buchs “Smart Thinking” nachlesen; dies mag am Ende auch dem Wunsch nach Vereinfachung geschuldet sein (dazu “12 Gesetze der Dummheit” von Henning Beck, dort Kapitel 2 und speziell “Erklärfehler 3”).
Ein weiteres Beispiel für die Einflußnahme ist der Umgang der Trump-Regierung mit der COVID-19-Pandemie. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden in Frage gestellt, Forscher, die vor der Pandemie warnten, diskreditiert. Untersuchungen zeigen, dass die Regierung politischen Druck auf Gesundheitsbehörden ausübte, um bestimmte Medikamente zu propagieren oder Daten zu verschleiern, die die Schwere der Pandemie belegten. Dies führte zu einer weit verbreiteten Skepsis gegenüber wissenschaftlichen Empfehlungen und erschwerte die Bekämpfung der Krise erheblich.
Folgen für die Wissenschaft und Gesellschaft
Die Auswirkungen dieser gezielten Wissenschaftsfeindlichkeit sind gravierend. Zum einen wird das Vertrauen in die Wissenschaft untergraben. Wenn Forschungsergebnisse manipuliert oder ignoriert werden, entsteht der Eindruck, Wissenschaft sei ein verlängerter Arm der Politik und nicht ein unabhängiges Instrument zur Wahrheitsfindung. Dies hat langfristige Folgen: In den USA ist das Vertrauen in wissenschaftliche Institutionen, insbesondere unter konservativen Bevölkerungsschichten, drastisch gesunken.
Zum anderen verliert die Gesellschaft wertvolle Zeit im Kampf gegen drängende Probleme wie den Klimawandel. Statt notwendige Maßnahmen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu ergreifen, wird wertvolle Zeit durch politische Ablenkungsmanöver verschwendet. Dies könnte sich in Zukunft rächen – denn Probleme wie der Klimawandel oder Pandemien lassen sich nicht durch politische Narrative beeinflussen, sondern nur durch faktenbasierte Entscheidungen.
Die Auseinandersetzung mit Wissenschaftsfeindlichkeit ist mehr als ein akademisches oder politisches Thema – sie betrifft die Grundlagen einer funktionierenden Gesellschaft. Wissenschaft bedeutet die (methodische) Suche nach Wahrheit. Wer sie unterdrückt oder manipuliert, unterdrückt nicht nur die Wahrheit, sondern auch den gesellschaftlichen Fortschritt und das Recht der Menschen auf informierte Entscheidungen. Zugleich wird für unseren Kulturraum deutlich, warum die Freiheit der Wissenschaft durch das Grundgesetz geschützt ist – und sein muss.
Wissenschaft als Bollwerk gegen Manipulation
Es bleibt zu hoffen, dass sich der wissenschaftliche Diskurs von diesen Angriffen erholt und gestärkt aus dieser Phase hervorgeht. Doch die Ereignisse der letzten Jahre haben gezeigt, dass es eines wachsamen und kritischen Umgangs mit politischen Narrativen bedarf. Wissenschaft braucht Schutz – nicht nur vor politischen Eingriffen, sondern auch vor der systematischen Desinformation, die die Grundlage unseres Wissens erodieren lässt. Denn eine Gesellschaft, die die Wissenschaft unterdrückt, entscheidet sich bewusst gegen den Fortschritt – und letztlich gegen die Wahrheit selbst.
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