Entwicklungen, Täterprofile und Präventivmaßnahmen in der Wirtschaftskriminalität: Überblick über die IW-Studie 2024

Wirtschaftskriminalität ist ein globales Phänomen, das Unternehmen aller Größen betrifft und erhebliche Schäden anrichtet. Die IW-Studie 2024 liefert einen umfassenden Überblick über die aktuellen Entwicklungen, typischen Täterprofile und effektive Präventionsstrategien.

Wesentliche Erkenntnisse der Studie

  • Verbreitung: Fast jedes zweite Unternehmen weltweit war 2022 von Wirtschaftskriminalität betroffen. In Deutschland sah sich 2023 jedes dritte Unternehmen mit wirtschaftskriminellen Sachverhalten konfrontiert.
  • Finanzielle Einbußen: Unternehmensbefragungen zeigen, dass Korruption, Kartelle und zu jährlichen Umsatzeinbußen von durchschnittlich jeweils 47 bis 71 Prozent führen können.
  • Täterprofile: Wirtschaftskriminelle sind häufig hochgebildete Männer in Führungspositionen, tendenziell neurotisch, extrovertiert, offen für neue Erfahrungen, wenig gewissenhaft und sozial unverträglich.
  • Narzissmus: Eine wichtige Rolle spielt Narzissmus bei wirtschaftskriminellen Handlungen, vor allem in höheren Managementebenen.

Cyberkriminalität in der Wirtschaft

Die Studie hebt – wenig überraschend – hervor, dass Cyberkriminalität ein signifikantes und wachsendes Problem für Unternehmen darstellt. Sie betont die Notwendigkeit, sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, um sich gegen diese Art von Bedrohungen zu schützen.

Sie bietet ein umfangreiches Kapitel zur Cyberkriminalität, in dem verschiedene Aspekte beleuchtet werden:

  1. Betroffenheit von Unternehmen: Im IT-Bereich sind 36% der Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Diese Entwicklung unterstreicht die zunehmende Relevanz von Cyberkriminalität.
  2. Täterprofile bei e-crime Straftaten: Bei e-crime Straftaten in deutschen Unternehmen ordnen über 78% der Befragten die Täter in die Kategorie „unbekannte Externe“ ein. Dies zeigt, dass Cyberkriminalität oft von außerhalb der Organisation ausgeht und schwer zu verfolgen ist.
  3. Risiko und Prävention: Die Studie betont die Bedeutung von technologischen Sicherheitsmaßnahmen zur Prävention von Wirtschaftskriminalität, einschließlich Cyberkriminalität. Unternehmen müssen sich regelmäßig auf neue Sicherheitslücken einstellen und ihre Maßnahmen zur Vermeidung von Cyberangriffen ständig anpassen und verbessern.
  4. Dunkelfeld der Cyberkriminalität: Die Studie erwähnt auch, dass bei Wirtschaftskriminalitätsdelikten, einschließlich Cyberkriminalität, von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden muss, da viele Delikte unbemerkt bleiben oder erst später entdeckt werden.

Aktuelle Entwicklungen

Die Bedeutung der Wirtschaft und ihrer Integrität in der VUCA-Welt, gekennzeichnet durch ständigen Fortschritt und technologischen Wandel, ist unübersehbar. Der Wirecard-Skandal 2020 unterstreicht die Relevanz von Wirtschaftskriminalität, die nicht nur einzelne Unternehmen, sondern ganze Wirtschaftsgeflechte betrifft und das Vertrauen in die Wirtschaft schädigt.

Präventive Maßnahmen

Um Wirtschaftskriminalität zu reduzieren, sind sowohl verhaltensbezogene als auch technische Ansätze erforderlich:

  • Wertemanagementsysteme: Diese sollten in Unternehmen etabliert werden, um integres Verhalten zu fördern.
  • Ausbildung von Führungskräften: Die Vermittlung von Wirtschaftsethik in der Ausbildung von Führungskräften kann dazu beitragen, eine Basis für integres Wirtschaften zu schaffen.
  • Interne Anlaufstellen: Die Einrichtung von internen Anlaufstellen ermöglicht es Mitarbeitenden, auf wirtschaftskriminelles Verhalten zu reagieren und illegale Aktivitäten zu melden.
  • Nudges und Erinnerungen: Einfache Erinnerungen können helfen, Mitarbeitende zu integrem Verhalten zu motivieren.
  • Technologische Sicherheitsmaßnahmen: Diese sind entscheidend, um sich vor externen Gefahren zu schützen und sollten regelmäßig überprüft werden.

Fazit

Wirtschaftskriminalität ist ein komplexes Phänomen, das durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt wird. Die IW-Studie 2024 bietet wertvolle Einblicke in das Wesen dieser Delikte und zeigt auf, wie Unternehmen durch präventive Maßnahmen und eine stärkere Betonung der Wirtschaftsethik effektiv dagegen vorgehen können.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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