Zurück zu mehr digitaler Selbstbestimmung: Dass der digitale Alltag de facto durchweg überwacht wird, ist eine Binsenweisheit. Auch sollte längst bekannt sein, dass “Social Media” alles andere als sozial ist – heute geht es mehr um Verhaltenssteuerung und Ausbeutung denn um echte soziale Teilhabe. Dabei werden wir heute sogar überwacht wenn wir nicht mal Accounts haben, nicht eingeloggt sind oder auf Drittseiten unterwegs sind. Die Datenerhebung geht dabei nicht nur darum, uns Werbung zu verkaufen, sondern sie hilft unser Verhalten schleichend und unbemerkt im Sinne der im Hintergrund laufenden Algorithmen anzupassen.
Denn: Die Systeme sind darauf ausgelegt, Sie möglichst lange (und inhaltsleer) am Gerät zu halten – wenn Sie das nicht wissen, probieren Sie es mal, stellvertrwtend für viele andere Quellen, mit dem Buch “Big Tech muss weg” und der Doku “Das Dilemma mit den sozialen Medien“. Dabei plant man inzwischen sogar, dass in Whatsapp eine KI von sich aus Chats anstößt und zu Interaktion anregt! Nun: Dauerhafte Social Media Enthaltsamkeit funktioniert faktisch nicht, ein erster Schritt wäre es, zumindest sämtliche Accounts bis auf einen zu löschen. Und dann? Hier ein paar Tipps.
Das Internet an sich ist kaputt – aber: Man kann es immer noch nutzen. Die Werkzeuge für einen selbstbestimmten Alltag sind vorhanden, nur dass sie eben immer weniger Menschen nutzen. Sie sollten folgendes kennen:

RSS Reader: Altbacken aber der ultimative Tipp um wieder Herr über eigene Informationen zu sein. So ziemlich jede Webseite bietet eine RSS-Schnittstelle und im RSS-Reader kann man sich seine eigene Kombination zusammenstellen aus diversen Feeds. Kein Algorithmus, keine Manipulation – einfach die Inhalte die man möchte. Mein Tipp ist dabei REEDER.
Browser: Was glauben Sie, warum jeder mit einer eigenen App auf ihr Smartphone will? Die Überwachung ist schlicht leichter, da man unmittelbaren Zugriff auf dem Endgerät hat als Anbieter – die Nutzung eines Browsers bietet schon per se etwas mehr Kontrolle. Wenn man dann noch auf einen guten Browser mit Filterfunktionen setzt, schützt man sich noch mehr. Hinterfragen Sie jede App, nutzen Sie lieber einen Browser und lassen Sie sich nicht durch Dark Patterns steuern! Meine Tipps sind Brave oder Vivaldi.


Suchmaschine: Suchmaschinen können Freiheit geben, ja! Wenn Sie nur noch auf KI-Bots setzen, lassen Sie Gewichtung, Auswahl und Aufbereitung der am Ende konsumierten Informationen von für Sie nicht durchschaubaren Algorithmen ablaufen. Das klingt nicht schlimm oder sogar komfortabel, nimmt aber Freiheit (und ja, die Freiheit kostet halt Arbeit – das ist der Preis von Freiheit). Von Google rate ich dringend ab, nutzen Sie einfach https://www.qwant.com/ – es funktioniert.
Mail: Ihre Mails bieten einen wahren Datenschatz, um Ihr Verhalten zu analysieren – und zu steuern. Es spielt keine Rolle, ob und wer darauf Zugriff hat oder nicht – es geht um das Risiko, dass es unbemerkt geschehen kann. Und wenn zB GMAIL kostenfrei angeboten wird während vergleichbare Angebote etwas kosten – dann hat das seinen Grund, denn es muss monetarisiert werden. Nehmen Sie einen seriösen Anbieter fernab des BigTech, dem Sie bestmöglich vertrauen können – ich empfehle bekanntlich Protonmail. Das gleiche gilt für Messenger, aber da kann ich mir den Mund fusselig reden …


Offline sein: Merken Sie an sich, dass sich ihr Wesen ändert? Fühlen Sie sich leichter reizbar, impulsgesteuert oder ungeduldiger? Oder meldet Ihnen das Ihr Umfeld zurück? Übermäßige Social Media Nutzung kann hier zumindest ein erheblicher Faktor sein, denn die Auswirkungen auf das Gehirn sind nicht mehr bestreitbar. Darum sind begrenzte Nutzungszeiten und Abstinenz auch eine Frage der eigenen mentalen Gesundheit – denn zeitweilig “Einzeln sein” ist befreiender als dauerhaft nach Aufmerksamkeit anderer zu suchen.
Bücher lesen: Lesen Sie! Und nein, ein Buch lesen IST etwas anderes als auf einem Handy lesen. Nicht nur wegen der Hintergrundbeleuchtung, sondern auch weil ein Buchdesign ganz anders strukturiert ist als ein Smartphone oder Tablet; letztere sind auf die Verlockung zu dauerhafter Nutzung und Ablenkung starr ausgerichtet. Bücher lesen trainiert zielgerichtet Fantasie, Aufmerksamkeit, Merkfähigkeit und Verknüpfung von Inhalten auf neuronaler Ebene. An dieser Stelle erscheint bald ein Hinweis auf Buchempfehlungen von mir.

Wachen Sie endlich auf und seien Sie kein Dumb Fuck: Sie verbringen Ihre Lebenszeit mit Nonsens, verändern sich zum Negativen und verlieren die besonderen charismatischen Fähigkeiten, die Sie ausmachen. Und während Sie am Ende nur verlieren, verdienen andere auch noch ein Vermögen, ohne dass Sie partizipieren. “Das Internet” bietet eine Fülle von Vorteilen, die bis heute hochgehalten werden – doch die Realität, in der wir leben, hat mit all den damaligen Verheißungen von Wissensfreiheit und demokratischer Teilhabe nichts mehr zu tun.
Ich habe hier bewusst auf einfache und übersichtliche Art und Weise ein paar Hinweise versammelt, wie Sie Ihren digitalen Alltag minimal aber mit massiver Wirkung verändern. Es geht schon lange nicht mehr darum, ob man “Süchtig” ist – es geht um die Freiheit von Ihnen als Individuum, bevor Sie endgültig ein digitaler Zombie sind.
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