IT: Nutzen Sie Alternativen zur Google-Suche

Ich sage es direkt zu Beginn hart und deutlich: Die Google-Suche ist überladener Werbemüll, und ärgert mich seit Monaten bereits sehr. Und es ärgert, dass wohl nur Bequemlichkeit und eine gewisse Verkrustung dazu führen, dass dieser Ballast sich immer noch hält. Tun Sie sich selber etwas Gutes und nutzen Sie Alternativen – und es gibt wirklich verdammt gute. Ebenso, wie es gute Gründe gibt, endlich wieder Selbstbewusster zu werden.

Google-Suche 2020 – KlickiBunti-Branchenbuch auf Speed

Vielleicht ist es der erste Aufruf, dass Sie erst einmal anfangen, wieder bewusster sich vor Augen zu halten, worum es bei Google geht: Sie haben ein Anliegen und brauchen Hilfe, um sich im unsortierten Netzwerk „Internet“ zurecht zu finden. Dieses Bedürfnis stellt die Nachfrage dar und jeder Dienst sollte sich daran messen lassen, mit welchem Angebot er das bedient.

Bei Google sehe ich für mich persönlich schon seit langem keine Effiziente Arbeit mehr: Speziell wenn ich am Handy suche habe ich erstmal oben – je nach Anfrage – bis zu 4 Werbeanzeigen. Dann kommen manchmal noch irgendwelche eingebauten Snippets, dann wiederum eine Google Maps Anzeige und am Ende nochmal bis zu 3 Anzeigen. Tatsächliche Inhalte sind schon drastisch reduziert, da findet sich dann wiederum SEO-überoptimierter Werbemüll den Google schon lange nicht mehr rausfiltern kann. Ein bisschen ist das alles wie eine digitale Version eines Mix aus 90er und früh 2000er-Portalseite. Ich frage mich ernsthaft, wie die vielen Nutzer da draussen da noch irgendwas gehaltvolles finden. Vielleicht aber fangen da ja auch die Probleme an …


Seien Sie doch endlich wieder Selbstbewusst!

Wenn ich mir den ganzen Schrott bei manchen Anfragen ansehe, gespickt mit bunten Bildchen, inhaltsleeren -Videos und dem sowieso wieder zu Wikipedia gehenden Hauptlink, schwelt in mir zunehmend ein Verdacht, warum möglicherweise Halbwissen und Verschwörungstheorien sich zunehmend verbreiten: Wenn ein Dienst wie Google, der noch über absolute Marktmacht verfügt bei einem so wichtigen Thema wie der zentralen Vermittlung von Zugang zu Wissen (und Schrott) einfach seine eigene gesellschaftliche Verantwortung aus dem Auge verliert.

Stattdessen gibt es Gewinnmaximierung die sich in inzwischen überbrodender Werbung präsentiert. Kennen Sie diese schlechten Science-Fiction-Filme, in denen das Fernsehprogramm aus einem kleinen Ausschnitt besteht und rundherum der Bidlschirm mit 80% Werbung gefüllt ist? Wenn nicht: Gucken Sie mal Idiocracy, da sehen Sie solche Bildschimer – auch wenn es schmerzhaft ist, aber vielleicht verstehen Sie dann, warum es Zeit wird, endlich wieder das Internet selbstbewusst zu benutzen – und nicht Google und Facebook verwechselnd mit „dem Internet“.

Hinzu kommen all die tollen neuen Funktionen, um die unsere Gesellschaft bereichert wurde: Etwa, dass man alles und jeden auf teilweise ungewollten und von Google selbst angelegten Einträgen bewerten kann. Ohne dass man selber entscheiden kann, ob man die ganzen Funktionen überhaupt haben möchte. Dafür scheitert es an grundlegenden Funktionen bis heute, etwa dass Öffnungszeiten klar zwischen „Ladenöffnung“ und „Verfügbarkeit Kundendienst“ unterscheiden; oder dass man als Geschäft zwar einen einheitlichen Eintrag, wohl aber mehrere Zweigstellen hat. Dafür aber entscheidet Google inzwischen selber für uns, was wir zu denken haben – etwa wenn man als Inhaber von Google die selbst eingegebenen Öffnungszeiten gestrichen bekommt, weil die Google-KI der Meinung ist, obwohl ist klar sage „Geschlossen“, dass dort geöffnet ist. Unsere Gesellschaft hat sich durch Google geändert, insbesondere weil wir es zugelassen haben, dass hier ein gesellschaftlich bedeutendes Angebot in der Hand eines einzelnen Konzerns existiert – und der nun die Regeln vorgibt nach dem Motto „Friss oder Stirb“.


Alternativen zu Google gibt es!

Das Schlimme ist: Es gibt längst Alternativen und die sind nicht nur gut, sondern je nach Anspruch sogar deutlich besser. Weil man aber daran gewöhnt ist, teilweise diese Alternativen in bestimmten Browsern gar nicht zur Verfügung stehen und wir einfach zu faul oder sogar zu unwissend sind, bleibt es am Ende bei Google.

Dabei kann es sogar Spass machen, einfach mal auszuprobieren und für sich zu entdecken, was es so an Alternativen gibt. Ein erster Einstieg wäre die Suchmaschinen-Übersicht bei Wikipedia oder geradezu todesmutig mal zu testen, wie es ist, wenn man seinen Browser zumindest auf „Bing“ umstellt. Nicht weil Bing besser ist, sondern um einfach mal zu sehen, wie so eine Woche mit einer Alternative ist (und Bing ist für mich zB optisch deutlich ansprechender als Google).


Echte Alternative: Qwant

Zur Erinnerung: Hier geht es alleine darum, dass eine das Bedürfnis bedient, Inhalte zu finden. Ich lasse sogar bewusst Aspekte wie aussen vor, zumal ich glaube, die meisten User sind sich dieser Problematik bis heute nicht bewusst.

Ausgehend von dem Anspruch „Ich will einfach in Ruhe suchen und relevante Ergebnisse finden“ empfinde ich die aus Frankreich stammende Suchmaschine Qwant inzwischen nicht nur als besser, sondern sogar als viel „ruhiger“. Der Aufbau mag klassisch sein, ist aber nicht überfrachtet. Die Anzeigen – wenn man überhaupt welche sieht – sind limitiert und durch das mehrspaltige werden wirklich relevante Ausschnitt-Informationen ohne störenden Effekt ausgegliedert.

IT: Nutzen Sie Alternativen zur Google-Suche - Rechtsanwalt Ferner
Startseite von Qwant

Ich nutze Qwant inzwischen seit mehreren Wochen, nunmehr auch als fest installierte dauerhafte Suchmaschine (was schwer genug ist, da bis auf Firefox viele Standardbrowser Qwant gar nicht kennen, insoweit lohnt es sich, wieder Firefox fest zu nutzen). Die Nutzung stellt sich als durchaus bereichernd dar, auch wenn Qwant ebenso wie Google das Problem hat, den ein oder anderen aggressiven Werbetreiber mehrmals zu listen bei einer Suchanfrage. Insgesamt, jedenfalls in meinem Fachbereich wo ich es auch beurteilen kann, sind die Ergebnisse wenigstens gefühlt deutlich relevanter als bei reinen Google-Suchen. Und ich verschwende nicht mehr so viel Zeit beim Suchen, wo überhaupt mal endlich der echte Inhalt beginnt.


Die schlaue Alternative: WolframAlpha

Der durchschnittliche Nutzer wird WolframAlpha nicht kennen, es ist auch keine klassische Suchmaschine im Sinne von Qwant & Co: Hier geht es um Wissen, wobei WolframAlpha mehrere Kategorien bedient. Hier kann man sowohl mathematische Gleichungen eingeben und dazu Ableitungen, Auflösungen und Graphen auf einen Klick erhalten – aber auch chemische oder biologische Abfragen stellen, um aufbereitet relevante Informationen zu erhalten, die man dann klickweise vertieft.

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Ansicht von WolframAlpha zur Suche nach COVID19

Die Suchmaschine ist absolut beeindruckend und bietet einen Zugang zu enorm viel aufbereitetem Wissen, sie gehört in jede Linkliste, wenn man nicht nach Links sondern nach Informationen sucht. Nachteil: Immer noch ist sie nicht auf deutsch übersetzt und relativ schnellt kommt man an den Punkt, wo ein kostenpflichtiger Account bereichernd wäre.


Bitte: Fangen Sie wieder an selber zu denken

Nutzen Sie die Vielfalt des Internets und lösen Sie sich aus verkrusteten Strukturen. Wenn Sie ohnehin schon Firefox nutzen, stellen Sie doch einfach mal auf Qwant um und testen Sie es. Schon 2014 hatte man sich bei der FAZ hierfür erwärmt, inzwischen sind weitere Fortschritte hinzugekommen und es ist zu schade, alleine aus Gewohnheit an neuen Entwicklungen nicht teilzuhaben.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften.

Unsere Kanzlei ist spezialisiert auf Starke Strafverteidigung, seriöses Wirtschaftsstrafrecht, Arbeitsrecht und IT-Recht / Technologierecht.