Pro-russische Desinformationskampagne „Doppelgänger“

Die pro-russische Desinformationskampagne „Doppelgänger“ hat seit der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 intensiv an Dynamik gewonnen. Der technische Bericht des Auswärtigen Amts vom 5. Juni 2024 liefert eine tiefgehende Analyse dieser Kampagne, die sich insbesondere auf Deutschland fokussiert. Im Folgenden werde ich die wichtigsten Erkenntnisse und Mechanismen dieser Kampagne detailliert vorstellen.

Zusammenfassung der Kampagne

„Doppelgänger“ zielt darauf ab, die westliche Außenpolitik zu diskreditieren und insbesondere die Unterstützung der Ukraine zu unterminieren. Die Kampagne bedient sich einer Vielzahl von Techniken, darunter die Imitation realer Nachrichtenseiten, die Nutzung von inauthentischen Social-Media-Accounts, die Verbreitung von Fake-News und multimedialen Inhalten.

Zentrale Erkenntnisse

Der Bericht zeigt, dass „Doppelgänger“ auf verschiedenen Plattformen operiert, darunter X (ehemals Twitter), Facebook, und TikTok. Die Kampagne nutzt dabei generative Künstliche Intelligenz (KI), um Inhalte zu erstellen und zu verbreiten. Hier sind einige der zentralen Erkenntnisse:

  1. Automatisierte Social-Media-Accounts: „Doppelgänger“ betreibt hunderttausende inauthentische Accounts, die koordiniert pro-russische Narrative verbreiten.
  2. Gefälschte Nachrichtenseiten: Die Kampagne kopiert den HTML-Quellcode existierender Nachrichtenseiten und veröffentlicht manipulierte Inhalte auf Domains, die den echten Domains ähneln (z.B. spiegel.ltd statt spiegel.de).
  3. Multimediale Inhalte: Neben Textartikeln werden auch Kurzvideos und Bildkacheln verwendet, um Desinformation zu verbreiten.
  4. Generative KI: Die Erstellung der Inhalte erfolgt teilweise durch KI, die auch zur Übersetzung und Anpassung der Texte genutzt wird.

Modus Operandi der Kampagne

Die Kampagne operiert auf verschiedenen Ebenen und Plattformen:

1. Gefälschte Nachrichtenseiten

Die Imitation echter Nachrichtenseiten ist eine der Haupttaktiken der Kampagne. Dabei werden die Webseiten bekannter Medien fast vollständig kopiert, lediglich die Domain unterscheidet sich minimal. Dies soll den Anschein erwecken, dass die gefälschten Inhalte von seriösen Quellen stammen.

2. Automatisierte Social-Media-Accounts

Die Nutzung von Bots auf X ist eine weitere zentrale Taktik. Diese Accounts posten im Sekundentakt und antworten auf echte Nutzer, um eine möglichst große Reichweite zu erzielen. Die Posts enthalten oft Links zu den gefälschten Nachrichtenseiten oder zu eigens erstellten Fake-News-Portalen.

3. Multimediale Desinformation

Neben Textinhalten verbreitet die Kampagne auch animierte Kurzvideos und manipulierte Screenshots, die gezielt Falschinformationen verbreiten. Diese Videos und Bilder werden ebenfalls über die inauthentischen Social-Media-Accounts geteilt.

Analyse der Narrative

Die von „Doppelgänger“ verbreiteten Narrative zielen darauf ab, Misstrauen und Zwietracht zu säen. Hier sind einige der häufigsten Narrative:

  1. Gegenüberstellung von Ukraine-Hilfen und deutscher Wirtschaft: Die Unterstützung der Ukraine wird oft gegen die wirtschaftliche Lage in Deutschland ausgespielt, um die Hilfsmaßnahmen zu diskreditieren.
  2. Vorwurf der Vernachlässigung der eigenen Bevölkerung: Die Bundesregierung wird beschuldigt, die eigenen Bürger zugunsten der Ukraine zu vernachlässigen.
  3. Kritik an den Russland-Sanktionen: Die Sanktionen gegen Russland werden als wirkungslos dargestellt und sollen angeblich mehr Schaden für Deutschland als Nutzen bringen.
  4. Ablehnung von Waffenlieferungen: Es wird propagiert, dass Waffenlieferungen an die Ukraine eingestellt und Verhandlungen aufgenommen werden sollten.
  5. Diskreditierung der ukrainischen Regierung: Die ukrainische Regierung und insbesondere Präsident Selenskyj werden als korrupt und unfähig dargestellt.

Forensische Analyse

Die forensische Analyse zeigt, dass die Kampagne hoch automatisiert und technisch ausgefeilt ist. Die verwendeten Webseiten und Social-Media-Accounts weisen deutliche Überschneidungen mit bereits bekannten russischen Desinformationskampagnen auf.


Schlussfolgerung

Die Desinformationskampagne „Doppelgänger“ stellt eine erhebliche für die öffentliche Meinung und die politische Stabilität dar. Die umfassende Analyse des Auswärtigen Amts zeigt die Komplexität und den Umfang dieser Operation. Es ist entscheidend, dass Regierungen, Privatunternehmen und die Zivilgesellschaft zusammenarbeiten, um solchen Kampagnen entgegenzuwirken und die Verbreitung von Desinformation zu verhindern.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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