Ein Bericht über die im Jahr 2023 ergriffenen Maßnahmen zur Löschung von Telemedienangeboten mit kinderpornografischem Inhalt beleuchtet die Bemühungen der deutschen Behörden, insbesondere des Bundeskriminalamts (BKA) und der Beschwerdestellen, solche Inhalte aus dem Internet zu entfernen.
Diese Maßnahmen sind Teil der Strategie „Löschen statt Sperren“, die darauf abzielt, Missbrauchsdarstellungen von Kindern im Netz zu löschen, um so die Rechte der betroffenen Kinder zu schützen und die erneute Traumatisierung durch die Verbreitung dieser Darstellungen zu verhindern.
Datenbasis und Zeitraum des Berichts
Der Bericht basiert auf den im Jahr 2023 eingegangenen Hinweisen zu kinderpornografischen Inhalten, die bei den Beschwerdestellen (jugendschutz.net, eco e. V., FSM e. V.) und dem BKA gemeldet wurden. Diese Hinweise betreffen sowohl in Deutschland als auch im Ausland gehostete Inhalte. Erhoben wurden die Daten im gesamten Jahr 2023, wobei der Fokus auf der statistischen Auswertung der Löschmaßnahmen lag.
Prozess bei der Bearbeitung von Hinweisen
Die Bearbeitung von Hinweisen erfolgt in enger Zusammenarbeit zwischen dem BKA und den Beschwerdestellen. Hinweise auf kinderpornografische Inhalte können sowohl von Privatpersonen als auch von Organisationen gemeldet werden. Bei im Inland gehosteten Inhalten leitet das BKA die notwendigen Schritte zur Strafverfolgung ein und informiert den Hosting-Provider, um die Inhalte löschen zu lassen.
Bei im Ausland gehosteten Inhalten wird der Hinweis entweder an eine zuständige internationale Partnerstelle weitergeleitet oder direkt an den entsprechenden ausländischen Provider adressiert. Falls nach vier Wochen die Inhalte weiterhin verfügbar sind, wird ein Indizierungsverfahren eingeleitet, bei dem die URLs in eine Filterliste aufgenommen werden, um die Auffindbarkeit dieser Inhalte zu erschweren.
Ausführliche Erläuterung des Hinweisaufkommens
Im Jahr 2023 wurden insgesamt 54.613 Hinweise auf kinderpornografische Inhalte im Internet erfasst, was eine erhebliche Steigerung im Vergleich zum Vorjahr (15.309 Hinweise) darstellt. Von diesen Hinweisen bezogen sich 43.533 auf Serverstandorte in Deutschland, während 11.080 Hinweise auf ausländische Serverstandorte verwiesen. Diese Zahlen zeigen eine deutliche Zunahme des Meldeaufkommens, insbesondere bei inländischen Servern, wo ein Anstieg um 453,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichnet wurde.
Verfügbarkeitszeitraum im Inland
Die Löschung von in Deutschland gehosteten Inhalten verläuft in der Regel zügig: 85,4 Prozent aller gemeldeten Inhalte wurden spätestens zwei Tage nach dem Eingang des Hinweises gelöscht, und nach einer Woche waren nur noch etwa 1 Prozent der Inhalte verfügbar. Dies zeigt die hohe Kooperationsbereitschaft der inländischen Provider und die Effektivität des Löschprozesses.
Verfügbarkeitszeitraum im Ausland
Die Löschung im Ausland gehosteter Inhalte gestaltet sich komplexer und zeitaufwendiger, da deutsche Behörden keine direkte Handhabe haben. Nach einer Woche waren 57,6 Prozent der gemeldeten ausländischen Inhalte gelöscht, und nach vier Wochen stieg diese Zahl auf 88,2 Prozent. Die weiterhin vorhandenen Inhalte werden an die Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz zur Indizierung übermittelt, um ihre Verbreitung weiter einzuschränken.
Hinweisquellen
Eine signifikante Anzahl der Hinweise stammte von Beschwerdestellen, die in enger Kooperation mit internationalen Netzwerken wie INHOPE agieren. Im Jahr 2023 wurden 51,7 Prozent aller Hinweise durch diese Stellen übermittelt. Bemerkenswert ist, dass ein deutscher Imagehoster, der in der Kategorie „Hinweisgeber als Privatperson“ erfasst wurde, direkt eine große Anzahl von Meldungen an das BKA richtete, was zu einem starken Anstieg der erfassten Hinweise führte.
Bewertung
Die Löschquoten zeigen, dass das Konzept „Löschen statt Sperren“ nach wie vor eine durchaus wirkungsvolle Maßnahme gegen die Verbreitung von Missbrauchsdarstellungen ist. Der starke Anstieg der Hinweiszahlen, insbesondere durch das Engagement einzelner Provider, unterstreicht die Notwendigkeit fortlaufender Optimierungen der Löschprozesse und der eingesetzten Ressourcen. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass durch eine enge Zusammenarbeit zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Akteuren sowie durch internationale Kooperation erhebliche Fortschritte bei der Bekämpfung kinderpornografischer Inhalte im Netz erzielt werden können – und zu erwarten ist, dass dies in Zukunft ausgebaut wird.
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