KI-generierte Texte: Erkennen Lehrer den Unterschied?

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Bildungseinrichtungen wirft zahlreiche Fragen und Herausforderungen auf. Eine der zentralen Fragen lautet: Können Lehrer KI-generierte Texte von von Schülern geschriebenen Texten unterscheiden? Eine kürzlich veröffentlichte Studie beleuchtet dieses Thema und liefert wertvolle Einblicke. Dabei mehren sich aktuell die Studien zu diesem Thema, da es um wichtige Erkenntnisse geht, die mehr über uns Aussagen als uns lieb ist.

Hintergrund der Studie

Generative KI, insbesondere große Sprachmodelle wie GPT-3 und seine Anwendungen wie ChatGPT, haben in den letzten Jahren erhebliche Fortschritte gemacht. Diese Technologien können Texte erzeugen, die kaum von menschlichen Texten zu unterscheiden sind. Die Studie „Do teachers spot AI?“ untersucht, inwiefern Lehrer in der Lage sind, KI-generierte Texte von Schülertexten zu unterscheiden und welche Auswirkungen dies auf die Bewertung und das Lernen hat.

Methodik der Studie

Die Studie bestand aus zwei Teilen, in denen sowohl unerfahrene Lehramtsstudenten als auch erfahrene Lehrer beteiligt waren:

  1. Studie 1: Umfasste 89 Lehramtsstudenten, die wenig Lehrerfahrung hatten. Sie wurden gebeten, zwischen KI-generierten und von Schülern verfassten Texten zu unterscheiden und diese zu bewerten.
  2. Studie 2: Umfasste 200 erfahrene Lehrer. Die Methode war ähnlich wie in Studie 1, jedoch mit einer größeren Vielfalt an Texten und ohne die Information, dass die Hälfte der Texte KI-generiert war.

Ergebnisse der Studie

Die Studie ergab einige durchaus überraschende aber umso wichtigere Erkenntnisse:

  1. Erkennungsrate: Weder die Lehramtsstudenten noch die erfahrenen Lehrer konnten zuverlässig zwischen KI-generierten und von Schülern verfassten Texten unterscheiden. Die Erkennungsrate lag bei den Lehramtsstudenten bei nur 45,1% für KI-Texte und 53,7% für Schülertexte. Erfahrene Lehrer schnitten etwas besser ab, konnten aber nur 37,8% der KI-Texte korrekt identifizieren.
  2. Überkonfidenz: Beide Gruppen waren übermäßig selbstbewusst in ihren Urteilen. Lehramtsstudenten schätzten ihre Zuversicht in der Erkennung von KI-Texten auf 77,3%, obwohl ihre tatsächliche Erkennungsrate deutlich niedriger war. Ähnliches galt für die erfahrenen Lehrer.
  3. Bewertung der Textqualität: Interessanterweise bewerteten die Lehrer KI-generierte Texte oft positiver als Schülertexte, insbesondere bei hochwertigen Texten. Dies könnte darauf hinweisen, dass KI-generierte Texte in ihrer Struktur und ihrem Inhalt oft überzeugender erscheinen.

Diskussion und Implikationen

Die Studie verdeutlicht die Herausforderungen, die mit der Integration von KI in Bildungseinrichtungen verbunden sind:

  1. Bewertungsproblematik: Wenn Lehrer nicht zwischen KI-generierten und menschlichen Texten unterscheiden können, könnte dies die Fairness und Genauigkeit der Bewertungen beeinträchtigen. Schüler könnten KI nutzen, um ihre Noten zu verbessern, ohne tatsächlich die entsprechenden Fähigkeiten zu erwerben.
  2. Didaktische Anpassungen: Es besteht ein Bedarf an neuen Bewertungsstrategien, die sicherstellen, dass Schüler ihre Texte ohne KI-Unterstützung verfassen. Mögliche Maßnahmen könnten schriftliche Prüfungen unter Aufsicht oder mündliche Prüfungen sein, die das Verständnis und die Eigenständigkeit der Schüler besser überprüfen.
  3. Fortbildung der Lehrer: Die Studie legt nahe, dass erfahrene Lehrer etwas besser in der Lage sind, KI-Texte zu erkennen, was darauf hindeutet, dass Schulungen und Weiterbildungen zu den Fähigkeiten und Grenzen von KI-Texten sinnvoll sein könnten.
KI-generierte Texte: Erkennen Lehrer den Unterschied? - Rechtsanwalt Ferner

Wir brauchen einen umsichtigen Umgang mit generativer KI im Alltag – keine Frage. Eine KI-Paranoia aber, mit der Menschen diskriminiert und dadurch demotiviert werden in Ihrer Leistung, können wir uns nicht leisten.

Ausblick

Die Fähigkeit, zwischen KI-generierten und von Schülern verfassten Texten zu unterscheiden, stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen und ethischen Integration von KI in den Bildungsbereich.

Es gilt, neue Bewertungsmethoden zu entwickeln, die das Lernen und die Integrität des Bildungssystems gewährleisten. Weiterhin müssen Lehrer mit den Fähigkeiten und Grenzen von KI vertraut gemacht werden, um diese Technologien sinnvoll und verantwortungsvoll im Unterricht einzusetzen. Die fortlaufende Forschung und Entwicklung im Bereich KI und Bildung ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass diese Technologien zum Wohl der Schüler und Lehrer genutzt werden können, ohne die Bildungsstandards und -integrität zu gefährden.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
Letzte Artikel von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht) (Alle anzeigen)
Benutzerbild von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

Erreichbarkeit: Per Mail, Rückruf, Threema oder Whatsapp.

Unsere Kanzlei ist spezialisiert auf Starke Strafverteidigung, seriöses Wirtschaftsstrafrecht und anspruchsvolles IT-Recht + Kunst & Medien - ergänzt um Arbeitsrecht.