Studie zur Digitalisierung in Europa 2024

Die Digitalisierung spielt eine entscheidende Rolle für die Zukunftsfähigkeit von Volkswirtschaften und Gesellschaften. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission bietet einen umfassenden Überblick über den Fortschritt der EU-Mitgliedstaaten in Bezug auf die Digitalisierung.

Im Folgenden wird der aktuelle Stand Deutschlands im Vergleich zu anderen europäischen Ländern dargestellt, die zukünftigen Perspektiven der EU und Deutschlands beleuchtet sowie auf Bereiche hingewiesen, in denen dringender Handlungsbedarf besteht.

Deutschlands Platzierung im DESI 2022

Deutschland belegt im DESI 2022 Ranking den 13. Platz, hinter Ländern wie Finnland, Dänemark, den Niederlanden und Schweden, die die fortschrittlichsten digitalen Volkswirtschaften in der EU darstellen. In Bezug auf die Digitalisierung hat Deutschland Fortschritte gemacht, bleibt jedoch in vielen Bereichen hinter seinen Möglichkeiten zurück.

Vergleich zu anderen EU-Mitgliedstaaten

  • Führende Nationen: Finnland, Dänemark, die Niederlande und Schweden dominieren das Ranking. Diese Länder zeichnen sich durch hohe Investitionen in digitale Infrastruktur, fortgeschrittene digitale Fähigkeiten der Bevölkerung und eine weitreichende Integration digitaler Technologien in Unternehmen aus.
  • Schlusslichter: Länder wie Rumänien, Bulgarien und Griechenland weisen die niedrigsten DESI-Scores auf und haben erhebliche Schwierigkeiten, mit der digitalen Entwicklung Schritt zu halten.

Stärken und Schwächen Deutschlands

  • Stärken: Deutschland hat eine starke industrielle Basis und ein hohes Maß an Innovation in der digitalen Wirtschaft. Die Zahl der IT-Spezialisten ist mit 4,5 % der Gesamtbeschäftigten relativ hoch. Zudem hat Deutschland erhebliche Fortschritte in der Breitbandabdeckung gemacht. Die Versorgung mit Gigabit-Netzen ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen.
  • Schwächen: Trotz dieser Fortschritte bleibt Deutschland in mehreren Bereichen zurück. Ein wesentlicher Schwachpunkt ist das niedrige Niveau der digitalen Fähigkeiten in der Bevölkerung, wobei nur 54 % mindestens über grundlegende digitale Fähigkeiten verfügen. Zudem besteht eine erhebliche Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten hinsichtlich der Breitbandversorgung.

Zukunftsperspektiven der EU und Deutschlands

  • EU-Ziele: Die EU hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um die digitale Transformation bis 2030 voranzutreiben. Dazu gehört, dass mindestens 80 % der Bürger über grundlegende digitale Fähigkeiten verfügen und 75 % der Unternehmen fortschrittliche digitale Technologien wie Cloud, KI und Big Data nutzen sollen.
  • Deutschland: Um diese Ziele zu erreichen, muss Deutschland verstärkt in digitale Bildung investieren und die digitale Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten schließen. Zudem sollten Unternehmen, insbesondere KMUs, stärker bei der Integration digitaler Technologien unterstützt werden.

Herausforderungen und Sorgen der Digitalisierung in Europa

  1. Bildung und Fachkräftemangel: Der Mangel an ICT-Spezialisten ist in der gesamten EU ein gravierendes Problem. Nur 19 % der ICT-Spezialisten sind Frauen, was auf ein erhebliches Ungleichgewicht hinweist.
  2. Infrastruktur: Trotz Verbesserungen bleibt die Breitbandabdeckung in ländlichen Gebieten eine Herausforderung. Die universelle Verfügbarkeit von Gigabit-Konnektivität ist ein entscheidendes Ziel, das es zu erreichen gilt.
  3. Regulierung und Investitionen: Um die digitale Transformation zu beschleunigen, sind klare und vorhersehbare regulatorische Rahmenbedingungen sowie erhebliche Investitionen notwendig. Dies betrifft insbesondere die Entwicklung von 5G-Netzen und den Ausbau der digitalen öffentlichen Dienste.

Spotlight: Deutschlands Stellung im digitalen Europa

In der digitalen Ära ist die Wettbewerbsfähigkeit einer Nation stark mit ihrem Fortschritt in der Digitalisierung verknüpft. Der Digital Economy and Society Index (DESI) der Europäischen Kommission bietet eine umfassende Analyse, wie gut die einzelnen Mitgliedstaaten der EU bei der Digitalisierung abschneiden. Im Jahr 2022 belegt Deutschland den 13. Platz unter den 27 Mitgliedstaaten, was eine mittelmäßige Position im europäischen Vergleich darstellt.

Deutschlands Leistung im DESI 2022

Deutschland hat in den letzten fünf Jahren (2017–2022) bemerkenswerte Fortschritte gemacht, doch bleibt es in einigen Bereichen hinter den Erwartungen zurück. Besonders hervorzuheben sind folgende Punkte:

  1. Humankapital:
    • Bei den grundlegenden digitalen Kompetenzen und der Fähigkeit zur Erstellung digitaler Inhalte liegt Deutschland knapp unter dem EU-Durchschnitt.
    • Der Anteil der IKT-Fachkräfte ist hingegen überdurchschnittlich hoch, was auf eine solide Basis in der digitalen Arbeitskraft hinweist.
  2. Konnektivität:
    • Die Abdeckung mit Festnetz-Breitband mit sehr hoher Kapazität (VHCN) liegt bei 75%, was über dem EU-Durchschnitt von 70% liegt und einen erheblichen Fortschritt darstellt.
    • Deutschland hat jedoch Nachholbedarf bei der Glasfaserabdeckung, die nur 15,4% beträgt und somit zu den schwächsten in der EU zählt. Auch die digitale Kluft zwischen städtischen und ländlichen Gebieten bleibt bestehen.
    • Bei der 5G-Netzabdeckung steht Deutschland mit 87% der besiedelten Gebiete gut da, was den vierten Platz in der EU bedeutet.
  3. Integration der Digitaltechnik durch Unternehmen: In den meisten Indikatoren liegt Deutschland nahe am EU-Durchschnitt. Es gibt jedoch erhebliches Verbesserungspotenzial, insbesondere im Hinblick auf die Ziele der digitalen Dekade, die eine umfassende Digitalisierung der Unternehmen bis 2030 vorsehen.

Kritische Würdigung im europäischen Vergleich

Im europäischen Vergleich zeigt sich, dass Deutschland trotz seiner Position als größte Volkswirtschaft der EU nicht in allen Bereichen führend ist. Länder wie Dänemark, Finnland und Schweden, die die Spitzenplätze im DESI einnehmen, haben in vielen Bereichen, insbesondere bei der Glasfaserabdeckung und der allgemeinen digitalen Kompetenz, deutlich bessere Werte erzielt.

Deutschland muss seine Anstrengungen verstärken, um die digitale Kluft zu schließen und eine führende Rolle in der EU zu übernehmen. Dies ist nicht nur für die Wettbewerbsfähigkeit des Landes selbst, sondern auch für die Erreichung der digitalen Dekade-Ziele der EU von entscheidender Bedeutung.

Zukunftsperspektiven der EU und Deutschlands

Die Zukunft der Digitalisierung in Europa und Deutschland bietet sowohl Chancen als auch Herausforderungen:

  1. Chancen:
    • Förderung digitaler Kompetenzen: Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den IKT-Bereich, sind entscheidend. Programme wie die EU Code Week und nationale Initiativen zur Förderung digitaler Fähigkeiten können hierbei eine wichtige Rolle spielen .
    • Infrastrukturentwicklung: Der Ausbau von Glasfaser- und 5G-Netzen muss weiterhin Priorität haben. Eine bessere Breitbandabdeckung, insbesondere in ländlichen Gebieten, ist essentiell für die digitale Integration.
  2. Herausforderungen:
    • Digitale Kluft: Die Unterschiede in der digitalen Infrastruktur und den digitalen Kompetenzen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten müssen dringend adressiert werden.
    • Sicherheitsbedenken: Mit der zunehmenden Digitalisierung steigt auch das Risiko für Cyberangriffe. Investitionen in Cybersecurity und robuste rechtliche Rahmenbedingungen sind unerlässlich, um die digitale Wirtschaft zu schützen.

Fazit

Deutschland hat im europäischen Vergleich hinsichtlich der Digitalisierung Fortschritte gemacht, bleibt jedoch hinter den führenden Nationen zurück. Um die gesteckten Ziele zu erreichen, sind erhebliche Anstrengungen in den Bereichen digitale Bildung, Breitbandinfrastruktur und Unterstützung von KMUs erforderlich.

Studie zur Digitalisierung in Europa 2024 - Rechtsanwalt Ferner

Die deutschen Zukunftsperspektiven hängen maßgeblich von der Fähigkeit ab, digitale Kompetenzen zu fördern, die Infrastruktur auszubauen und Sicherheitsbedenken zu adressieren.

Der Bericht macht klar: Mit kollektiven Anstrengungen auf nationaler und europäischer Ebene können die Ziele der digitalen Dekade erreicht und eine nachhaltige digitale Transformation realisiert werden. Die bisherige halbherzige Wartehaltung dagegen wird die Distanz zu unseren Nachbarn nur vergrößern.

Die EU insgesamt steht vor großen Herausforderungen, hat jedoch klare Ziele definiert, die als Leitfaden für die zukünftige digitale Transformation dienen können. Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, erfordert jedoch ein koordiniertes und entschlossenes Vorgehen, um die Wettbewerbsfähigkeit Europas langfristig zu sichern.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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