„Made in China 2025“ – Chinas Ambitionen und Herausforderungen

„Made in 2025″ ist eine staatliche Initiative, die darauf abzielt, Chinas industrielle Basis radikal zu transformieren und die Abhängigkeit von ausländischer Technologie und Fertigung zu verringern. Inspiriert von Deutschlands Industrie 4.0, zielt das chinesische Pendant darauf ab, Chinas Fertigungsindustrien zu modernisieren und eine führende Rolle in der globalen Wirtschaft einzunehmen.

Ursprünge und Ziele

Die Initiative wurde 2015 von Chinas Staatsrat veröffentlicht und markiert einen strategischen Plan, um Chinas Fertigungssektor durch technologische Erneuerung und Nachhaltigkeit bis zum Jahr 2025 aufzurüsten. Ziel ist es, die Effizienz und Qualität der industriellen Produktion zu verbessern und eine eigenständige Innovationsfähigkeit in Schlüsselbereichen wie Robotik, Luft- und Raumfahrttechnik, Hochgeschwindigkeitsbahnen und Energiefahrzeugen zu entwickeln.

Kernprinzipien und strategische Maßnahmen

Die Initiative legt großen Wert auf Innovation, Qualität über Quantität, grüne Entwicklung, Strukturoptimierung und Talentförderung. China will die Integration von Industrie und Informationstechnologien vertiefen und den Anteil inländischer Komponenten in Kernmaterialien bis 2025 auf 70% steigern.

Der Plan sieht vor, durch staatliche Unterstützung, finanzielle Anreize und den Aufbau von Innovationszentren die industrielle Basis zu stärken. So strebt China im Rahmen der Initiative „Made in China 2025“ nach einer führenden Position in verschiedenen Schlüsseltechnologien:

  1. Neue fortgeschrittene Informationstechnologie: Entwicklung und Herstellung von High-End-Chips, integrierten Schaltkreisen und fortschrittlichen Rechenmaschinen.
  2. Automatisierte Werkzeugmaschinen und Robotik: Innovationen in der Robotertechnik und automatisierten Produktionssystemen.
  3. Luft- und Raumfahrtausrüstung: Entwicklung eigener Flugzeug- und Raumfahrtsysteme, inklusive Passagierflugzeugen und Satellitentechnologien.
  4. Maritime Ausrüstung und hochtechnologischer Schiffsverkehr: Bau von fortschrittlichen Schiffen und anderen maritimen Technologien.
  5. Moderne Schienenverkehrsausrüstung: Entwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen und anderen Bahninfrastrukturkomponenten.
  6. Neue Energie-Fahrzeuge und Ausrüstung: Förderung der Elektro- und Hybridfahrzeugtechnologie.
  7. Energieausrüstung: Entwicklung fortschrittlicher Energieerzeugungssysteme, einschließlich erneuerbarer Energietechnologien.
  8. Landwirtschaftsausrüstung: Innovationen in automatisierten und intelligenten landwirtschaftlichen Maschinen und Systemen.
  9. Neue Materialien: Entwicklung von fortgeschrittenen Materialien, die in verschiedenen Industriebereichen eingesetzt werden können, einschließlich seltener Erden und neuer Verbundwerkstoffe.
  10. Biopharmazeutik und fortschrittliche medizinische Produkte: Fortschritte in der Biotechnologie und Medizintechnik, um die Gesundheitsversorgung zu verbessern und die pharmazeutische Industrie zu stärken.

Diese Schlüsseltechnologien sind für Chinas Bestreben zentral, die Wertschöpfungskette in der globalen Industrie zu erklimmen und eine Führungsrolle in der weltweiten Herstellung zu übernehmen.

Herausforderungen und internationale Reaktionen

Trotz der ambitionierten Ziele Chinas, ist der Weg dorthin nicht ohne Herausforderungen. Der Handelskrieg mit den USA und die damit einhergehenden Tarife und Sanktionen haben den Druck auf China erhöht, aber auch die Anpassungsfähigkeit und die Entschlossenheit der chinesischen Industrie unter Beweis gestellt. Bis 2024 hat China trotz internationaler Spannungen und Handelsbarrieren die meisten seiner Ziele erreicht oder ist auf einem guten Weg, diese zu übertreffen.


Ein aktueller Artikel des „South China Morning Post“ zu „Made in China 2025“ zeigt im Detail, wie China die meisten seiner Ziele im Rahmen des Plans erreicht haben will. Zum Zeitpunkt des Berichts, etwa acht Monate vor dem Jahr 2025, hatte China über laut dortiger Analyse 86% seiner ursprünglich gesteckten Ziele erreicht. Einige Ziele, wie die Produktion von Elektrofahrzeugen (EV) und erneuerbaren Energien, wurden sogar weit übertroffen.

„Made in China 2025“ – wesentliche erreichte Ziele:

  1. Elektrofahrzeuge (EVs): Die Zahl der von chinesischen Verbrauchern gekauften Elektrofahrzeuge hat die der fossilen Brennstofffahrzeuge übertroffen. Chinesische Marken sind dabei besonders beliebt. Chinesische Automobilhersteller haben letztes Jahr fast 10 Millionen EVs verkauft, weit über die ursprünglich für nächstes Jahr angesetzten 3 Millionen.
  2. 5G-Technologie: Die weit verbreitete Einführung von 5G ermöglicht Bahnreisenden in China den Genuss von Hochgeschwindigkeitsinternet, selbst in Tunneln.
  3. Smart Manufacturing und Automatisierung: China besitzt mehr intelligente Fabriken und automatisierte Terminals als jedes andere Land. Hochwertige Smartphones, die auf inländischen Chips und Betriebssystemen basieren, sind Bestseller geworden.
  4. Luftfahrt: Das chinesische Passagierflugzeug C919 bedient nun einige der verkehrsreichsten Routen, was eine signifikante Verschiebung von westlichen Flugzeugherstellern wie Boeing und Airbus zeigt.

Nicht vollständig erreichte Ziele:

  1. Photolithografie-Technologie: Die Industriealisierung der fortschrittlichsten EUV-Photolithografie-Technologien wurde noch nicht erreicht.
  2. Interkontinentale Passagierflugzeuge und Breitband-Internetsatellitennetze: Diese Ziele stehen noch aus und werden weiterhin angestrebt.

Auswirkungen auf die globale Industrie

„Made in China 2025“ hat nicht nur für China, sondern für die gesamte globale Wirtschaftslandschaft tiefgreifende Implikationen. Während China in Technologien wie 5G, erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge führend wird, sieht sich der Westen mit einer zunehmend konkurrenzfähigen chinesischen Fertigungsindustrie konfrontiert, die potenziell den technologischen Standard weltweit setzen könnte.

Zukunftsperspektiven

Langfristig zielt „Made in China 2025“ darauf ab, China zu einer führenden Industrienation zu machen, die nicht nur durch Quantität, sondern durch Qualität, Innovation und technologische Selbstständigkeit bestimmt wird. Wie sich diese Pläne weiterhin entfalten und welche neuen Initiativen daraus hervorgehen, wird entscheidend sein, um die globale Industrieordnung möglicherweise neu zu gestalten.

Diese Initiative zeigt Chinas Bestreben, von einem globalen Produktionszentrum zu einem führenden Innovationszentrum zu werden. Es bleibt abzuwarten, wie sich dies in einer zunehmend multipolaren Weltordnung entwickeln wird und welche strategischen Antworten andere industrielle und technologische Supermächte darauf geben werden.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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