Cybercrime in Asien

Der Bericht „Transnational Crime in Southeast Asia: A Growing Threat to Global Peace and Security“ analysiert die wachsende durch transnationale in Südostasien, mit einem besonderen Fokus auf die Rolle Chinas und die Auswirkungen auf die Region.

Überblick über die Situation in Südostasien

Der Bericht beleuchtet, wie kriminelle Netzwerke in Südostasien operieren und dabei insbesondere sogenannte „Scam Compounds“ nutzen – groß angelegte Betrugszentren, die auf Zwangsarbeit basieren. Diese Netzwerke nutzen technologische Fortschritte und regionale Schwächen, um Gesetze zu umgehen und ihre Aktivitäten auszuweiten. Länder wie Myanmar, Kambodscha und Laos stehen dabei im Zentrum dieser kriminellen Aktivitäten, die sich vor allem auf Online- und illegales konzentrieren.

Pig-Butchering

„Pig-Butchering“ (Schweineschlachten) ist eine betrügerische Methode, die erstmals 2018 in aufkam und während der COVID-19-Pandemie stark an Bedeutung gewann. Ursprünglich richteten sich diese Betrugsmaschen vor allem gegen chinesische Bürger, die durch gefälschte Investitionsmöglichkeiten in Kryptowährungen in die Falle gelockt wurden. Das Konzept basiert darauf, das Vertrauen der Opfer über längere Zeit aufzubauen – oft in Form einer romantischen oder freundschaftlichen Beziehung – um sie dann durch angeblich sichere Investitionen in betrügerische Plattformen zu locken. Die Betrüger manipulieren die Opfer, immer mehr Geld in die „Investitionen“ zu stecken, bis ihre finanziellen Mittel vollständig ausgeschöpft sind. Die Täter, die oft in Gefangenschaft gehaltene Zwangsarbeiter sind, arbeiten in großen Scam-Zentren in Ländern wie Myanmar, Kambodscha und Laos, die außerhalb der Reichweite chinesischer Strafverfolgung liegen.

Geldwäsche

Kriminelle Netzwerke nutzen moderne Technologien wie soziale Medien, künstliche Intelligenz, Kryptowährungen und , um potenzielle Opfer zu ködern, die finanziellen Aspekte der Betrügereien abzuwickeln und die Erträge aus ihren Verbrechen zu waschen. Die Nutzung von Kryptowährungen ist ein zentraler Bestandteil dieser Operationen, da sie den Betrügern ermöglicht, die Gelder der Opfer schnell und anonym zu transferieren. Betrugsopfer werden dazu gebracht, ihre Gelder in Kryptowährungen wie umzuwandeln und auf betrügerische Plattformen zu überweisen, die von den Tätern kontrolliert werden. Durch den Einsatz komplexer Blockchain-Technologien und manipulierter Krypto-Wallets wird das Geld verschleiert und in die formelle Wirtschaft integriert. Diese Techniken erschweren es den Strafverfolgungsbehörden erheblich, die Betrüger zu identifizieren und zu stoppen, da die Transaktionen oft in rechtlich schwer zugänglichen Regionen durchgeführt werden.

She Zhijiang

She Zhijiang war ursprünglich ein Geschäftsmann, der eng mit chinesischen staatlichen und quasistaatlichen Institutionen verbunden war und das Großprojekt „Yatai New City“ entlang der thailändisch-myanmarischen Grenze anführte. Offiziell als Teil der Belt and Road Initiative (BRI) vermarktet, stellte sich später heraus, dass es sich bei diesem Projekt um eine gigantische Plattform für illegales Glücksspiel und Online-Betrug handelte. She, der von chinesischen Behörden bereits seit 2014 gesucht wurde, nachdem er mit illegalen Finanzgeschäften Millionen von Dollar generiert hatte, nutzte seine Verbindungen und seinen Einfluss, um Schutz und Unterstützung für seine kriminellen Aktivitäten zu erhalten. Nachdem das Projekt nach einem Regierungswechsel in Myanmar kurzzeitig gestoppt worden war, wurde es nach dem Militärputsch 2021 wieder aufgenommen und entwickelte sich schnell zu einem der größten Zentren für Online-Betrug in Südostasien. She bleibt trotz seiner Verhaftung in Thailand ein prominenter Akteur in diesen Netzwerken, und seine Verbindungen in die höchsten Kreise Chinas und Südostasiens veranschaulichen die Verflechtungen zwischen Kriminalität und staatlichen Akteuren.

Zhao Wei

Zhao Wei ist der Gründer der Golden Triangle Special Economic Zone (GTSEZ) in Laos, einem berüchtigten Zentrum für transnationale Kriminalität, das illegale Glücksspiele, Drogenhandel und Menschenhandel umfasst. Die GTSEZ liegt strategisch günstig an der Grenze zu Myanmar und Thailand und nutzt die lockeren gesetzlichen Bestimmungen in der Region, um als Drehscheibe für diverse illegale Aktivitäten zu dienen. Zhao Wei, der enge Verbindungen zur chinesischen Regierung und lokalen Eliten in Laos pflegt, hat die Zone effektiv als ein quasi-autonomes Gebiet aufgebaut, in dem staatliche Behörden wenig Einfluss haben und die Gesetze der Zone von kriminellen Netzwerken diktiert werden. Trotz internationaler Sanktionen und Druck von Menschenrechtsgruppen bleibt die GTSEZ ein florierendes Zentrum für kriminelle Aktivitäten, das die regionale Stabilität erheblich gefährdet.

Wan Kuok-Koi

Wan Kuok-Koi, auch bekannt als „Broken Tooth“, ist ein bekannter Verbrecherboss aus Macau und Führer der Hongmen Association, einer Organisation, die ursprünglich als Geheimgesellschaft begann und sich zu einem transnationalen kriminellen Netzwerk entwickelt hat. Die Hongmen Association ist bekannt für ihre kriminellen Aktivitäten, die von illegalem Glücksspiel über Drogen- und Menschenhandel bis hin zu Geldwäsche reichen. Wan Kuok-Koi hat es geschafft, enge Verbindungen zur Kommunistischen Partei Chinas zu knüpfen, was der Organisation zusätzlichen Schutz und Einfluss verleiht. Die Hongmen Association hat ihre Aktivitäten in ganz Südostasien ausgeweitet und nutzt ihre Verbindung zur chinesischen Regierung, um ihre illegalen Geschäfte zu fördern und zu schützen. Diese Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen macht die Organisation zu einer besonders gefährlichen Bedrohung für die regionale Sicherheit und unterstreicht die Herausforderungen, die durch die Verflechtung von staatlichen und kriminellen Interessen entstehen.

Die Rolle Chinas

China spielt eine zentrale Rolle in diesen kriminellen Netzwerken. Einerseits sind viele der kriminellen Aktivitäten chinesischen Ursprungs und auf den chinesischen Markt ausgerichtet, andererseits agieren die kriminellen Gruppen oft mit Verbindungen zu chinesischen Staatsangehörigen oder Institutionen. Chinas strenge Gesetze gegen Glücksspiel haben dazu geführt, dass diese Aktivitäten in Nachbarländer verlagert wurden, wo sie unter weniger strenger Kontrolle weitergeführt werden können.

Das chinesische Vorgehen ist dabei ambivalent: Einerseits versucht die chinesische Regierung, kriminelle Aktivitäten, die chinesische Bürger betreffen, zu unterbinden, andererseits gibt es Fälle, in denen staatliche Akteure von den Aktivitäten profitieren oder sie zumindest dulden, da sie in einigen Fällen mit Chinas wirtschaftlichen Initiativen wie der Belt and Road Initiative verbunden werden.

Auswirkungen auf die Stabilität der asiatischen Region

Der Bericht geht auf die Auswirkungen der transnationalen Kriminalität auf die Stabilität der asiatischen Region ein und beschreibt, wie diese Aktivitäten das politische und wirtschaftliche Gefüge stark untergraben.

Die kriminellen Netzwerke, die vorwiegend aus China stammen, haben sich tief in Südostasien verwurzelt und tragen erheblich zur Normalisierung krimineller Aktivitäten in der Region bei. Diese Gruppen profitieren von schwacher Regierungsführung, Korruption und unzureichender Rechtssicherheit, was zu einer Destabilisierung der betroffenen Länder führt.

Besonders Myanmar ist von einer explosionsartigen Zunahme krimineller Aktivitäten betroffen, insbesondere seit dem Militärputsch, was das Land im Global Organized Crime Index als eines der am stärksten von organisierter Kriminalität betroffenen Länder einstuft. Ähnlich steht Kambodscha auf einem der letzten Plätze im Rule of Law Index des World Justice Project, was auf eine extrem schwache Rechtsstaatlichkeit hinweist.

Die Verbreitung moderner Sklaverei, groß angelegter Betrügereien, Menschenhandel und Geldwäsche hat nicht nur Auswirkungen auf die asiatische Region selbst, sondern stellt auch eine globale Bedrohung dar. Kriminelle Netzwerke nutzen Schwächen in der Governance, um Macht über lokale Eliten zu gewinnen und staatliche Autoritäten zu untergraben. Dies führt zu einem Teufelskreis, in dem der Einfluss der organisierten Kriminalität weiter wächst und die Stabilität der Region zunehmend gefährdet ist.

Empfehlungen des Berichts

Der Bericht gibt mehrere Empfehlungen zur Bekämpfung der wachsenden Bedrohung durch diese kriminellen Netzwerke:

  1. Internationale Zusammenarbeit: Eine koordinierte internationale Anstrengung ist erforderlich, um die kriminellen Netzwerke zu destabilisieren und zu zerschlagen. Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Vereinigten Staaten und China ist entscheidend, da beide Länder stark von diesen kriminellen Aktivitäten betroffen sind.
  2. Stärkung der regionalen Kapazitäten: Die betroffenen südostasiatischen Länder sollten in ihren Fähigkeiten zur Rechtsdurchsetzung gestärkt werden. Dies umfasst sowohl die Verbesserung der nationalen Gesetzgebung als auch der internationalen Kooperation.
  3. Ganzheitlicher Ansatz: Es wird ein umfassender Ansatz empfohlen, der nicht nur die Symptome, sondern auch die Ursachen der kriminellen Aktivitäten adressiert. Dazu gehört die Bekämpfung der Korruption, die Stärkung der Regierungsführung und die Förderung der wirtschaftlichen Stabilität in den betroffenen Ländern.
  4. Öffentlichkeitsarbeit und Prävention: Es wird vorgeschlagen, dass die USA und andere betroffene Länder umfangreiche Aufklärungskampagnen starten, um die Öffentlichkeit über die Risiken von Online-Betrug zu informieren und potenzielle Opfer besser zu schützen.
  5. Technologie und Datenanalyse: Der Einsatz fortschrittlicher Technologien zur Nachverfolgung krimineller Aktivitäten und zur Unterstützung der Strafverfolgung wird als entscheidend angesehen. Eine bessere Datenlage und ein effektiver Informationsaustausch könnten die Durchsetzung bestehender Gesetze erheblich verbessern.

Der Bericht betont die Dringlichkeit, transnationale organisierte Kriminalität in Südostasien nicht nur als regionales Problem, sondern als globale Bedrohung für Frieden und Sicherheit zu betrachten, die eine koordinierte internationale Antwort erfordert.

Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)
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Von Rechtsanwalt Jens Ferner (Fachanwalt für IT- & Strafrecht)

Ich bin Fachanwalt für Strafrecht + Fachanwalt für IT-Recht und widme mich beruflich ganz der Tätigkeit als Strafverteidiger und dem IT-Recht. Vor meinem Leben als Anwalt war ich Softwareentwickler. Ich bin Autor sowohl in einem renommierten StPO-Kommentar als auch in Fachzeitschriften. Dabei bin ich fortgebildet in Krisenkommunikation und Compliance.

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